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Eier im Korb, Brot auf dem Tisch

5. März 2018
Eier im Korb, Brot auf dem Tisch

Imabet Mamu und ihr Adoptivsohn Mikias mussten sich ihr Essen jahrelang erbetteln. Bis Imabet von Menschen für Menschen einen Kleinkredit erhielt. Sie nutzte die Starthilfe, um prächtige Hühner zu kaufen. Mit jedem Ei im Korb entfernen sich die beiden weiter von ihrer bisherigen Not.

Imabet gibt sich viel Mühe mit dem Federvieh. Ihre Eier garantieren dem sechsjährigen Mikias ein menschenwürdiges Leben.

AN SEINE MUTTER ALMAZ kann sich der sechsjährige Mikias nicht erinnern. Er war nur neun Monate alt, als sie plötzlich schwer krank wurde. „Versprich mir, dass du dich um Mikias kümmern wirst!“, sagte Almaz apathisch auf dem Krankenbett zu ihrer Freundin Imabet Mamu. „Aber wieso? Du wirst bald wieder gesund!“, antwortete Imabet. „Ich habe Angst“, sagte Almaz. Drei Tage später starb sie. Und Imabet nahm den Säugling Mikias mit nach Hause.

Imabet Mamu aus der Stadt Debre Berhan lebte vom Reste sammeln: In Äthiopien ist es üblich, dass Arme in den Speiselokalen nach den Brocken fragen, die von den Gästen auf den Tellern übriggelassen wurden. In der Kantine der Universität erhielt Imabet die Reste von Injerra, feuchtes und säuerlich schmeckendes Fladenbrot. Sie trocknete es für sich und Mikias in der Sonne. Und sie verdingte sich als Wäscherin. Waschen ohne Maschine ist eine äusserst schwere Handarbeit: Tagelang rubbelte, spülte und wrang sie die Kleidung ihrer Kunden. So brachte sie Mikias durch, den sie aufzieht wie ihren eigenen Sohn. „Wir überlebten, aber ich war ohne Hoffnung “, erinnert sich Imabet. Buchstäblich von den Resten und der Gnade anderer zu leben, von der Hand in den Mund: „Es war kein menschenwürdiges Leben für den Buben und für mich.“

Dank unserem Projekt kann im Hinterhof eine Hühnerzucht betrieben werden.

Kaum zu glauben, dass das erst ein Jahr her ist. Denn wer Imabet heute besucht, sieht sorgsam gepflegte Gemüsebeete im Hinterhof ihres kleinen Lehmhauses. Vor allem aber fällt der Hühnerstall ins Auge, der aus Wellblech und Holzpfählen akkurat errichtet ist. Hennen mit gesundem Gefieder picken Futter hinter dem Maschendraht, der sie vor Greifvögeln und Strassenhunden schützt.

Die Wende für Imabet und Mikias brachte das Projekt von Menschen für Menschen. Es schafft Lebensperspektiven für die 1000 ärmsten Kinder in der Stadt Debre Berhan. Unter anderem können sich die Mütter in Selbsthilfegruppen zusammenschliessen, um dort Kleinkredite zu erhalten, als Starthilfe für ein besseres Leben. Imabet lieh umgerechnet CHF 130. Das Baumaterial für den Hühnerstall kostete umgerechnet CHF 86. Mit dem Rest des Kredits kaufte sie zehn Hühner, pro Huhn zahlte sie also knapp viereinhalb Franken.

Eine kleine Investition mit grosser Wirkung: Imabet hat seitdem einen steten Verdienst. Die Eier kann sie auf dem lokalen Markt je nach Grösse für bis zu 20 Rappen das Stück verkaufen. Imabets Disziplin war eisern: „Wir assen die Eier nicht selbst, sondern verkauften sie, bis ich bereits nach vier Monaten meinen Kredit abbezahlt hatte.“ Die Rückzahlung ist die Voraussetzung, einen neuen Kredit zu bekommen. Sofort nahm sie wieder Geld auf und erwarb 20 weitere Hühner.

Gemüsegarten im Hitnerhof

Im Hinterhof ist nicht nur Platz für den Hühnerstall. Dort wächst nun auch Gemüse für den Marktverkauf.

Daneben erhielt sie von Menschen für Menschen Samen und eine Schulung, wie man gute Resultate im Gemüseanbau erzielen kann. In ihrem Hinterhof wachsen nun Zwiebeln, Karotten und grüner Salat für den Marktverkauf. So kann Menschen für Menschen mit kleinen Einsätzen das Leben der Menschen grundlegend verändern. „Ich brauche nicht mehr Lebensmittelreste zu erbetteln“, sagt die Hühnerbäuerin. „Stattdessen rechne ich damit, meinen Betrieb weiter zu vergrössern. Mehr Hühner zu kaufen und dann auch einige Schafe, um sie zu mästen.“ Praktisch aus dem Nichts erziele sie nun ein monatliches Einkommen von umgerechnet CHF 90, dies lässt sich in etwa mit dem Gehalt eines Lehrers an einer örtlichen Schule vergleichen: „Es ist sehr befriedigend, sich selbst versorgen zu können und nicht mehr auf andere angewiesen zu sein.“

„LIEBER GOTT, BITTE GIB MIR ZEIT!“

Eine grosse Sorge hat sie weiterhin: ihre Gesundheit. „Wenn ich krank werde, dann bete ich zu Gott: Gib mir mehr Zeit, denn Mikias braucht mich“, sagt sie. Imabet ist HIV-positiv. Sie habe sich infiziert, nachdem ihr Mann gestorben war und sie sich aufgrund ihrer Armut prostituierte. Dank der antiretroviralen Medikamente, die sie auf der Gesundheitsstation gratis erhalte, könne sie das Virus aber in Schach halten. Immer morgens muss sie die Tabletten einnehmen. „Ich vergesse sie nie – denn jeden Morgen erinnert mich Mikias daran“, sagt Imabet. „Mama, hast du die Tabletten schon genommen?“, sage der Junge immer: „Ich möchte nicht, dass du stirbst!“

Mikias sei ein sehr sanfter Bub, der gerne zeichnet. „Am liebsten Autos“, bestätigt der Sechsjährige. Endlich sei genug Geld für Papier und Bleistifte im Haus. Er gehe jeden Tag gerne zur Schule, wolle keinesfalls einen Tag mit Unterricht und Schulkameraden verpassen. „Ich habe keinen Schulabschluss und konnte keine Ausbildung machen, deshalb habe ich viele elende Jahre erlebt“, sagt Imabet. „Ich will alles tun, damit Mikias es einmal besser hat.“ Dank ihrer Hühner sind die Weichen dafür jetzt gestellt.

WARUM WIR HELFEN

Die Ärmsten in Äthiopien sind Familien ohne Ackerland und alleinerziehende Mütter in den Slums der Städte. Ohne Starthilfe haben sie keine Chance ihrem Elend zu entkommen. Doch dank Kleinkrediten können sie sich aus der Armut befreien.

  • Für CHF 80 erhält eine hungernde Familie zwei Ziegen oder Schafe als Grundstock für ihre Viehzucht.
  • Für CHF 130 können alleinstehende Mütter mit zehn Hennen und einem Hühnerstall einen Eierverkauf eröffnen.
  • Für CHF 200 bekommt eine Familie einen Mastochsen, um sich als Viehzüchter ein eigenes Einkommen zu erarbeiten.


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Helping people help themselves in one of the poorest countries on earth – this simple but effective principle has been used by Menschen für Menschen Switzerland for the people of Ethiopia for over 30 years. In that time there has been a lot of progress, but a large number of the population still lives in poverty today.

 

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