So helfen wir Eltern, ihre Familie zu planen
Liebe Leserin, lieber Leser
Während unseres ersten Besuchs in unserem neuen Projektgebiet Raphe führten wir viele Gespräche. Wir wollten verstehen: Was sind die grössten Probleme in diesem Distrikt tief im Süden Äthiopiens?
Auf einer Bürgerversammlung ergriff Shibere Tamirat das Wort. «Viele Familien haben nicht genug zu essen», sagte die Mittdreissigerin. «Deshalb müssen wir das Wachstum der Bevölkerung eindämmen.»
Zwar bieten die staatlichen Gesundheitseinrichtungen die Anti-Baby-Pille und Verhütungsspritzen an, die drei Monate lang vor Schwangerschaft schützen – aber leider oft nur in der Theorie. In der Praxis seien die Präparate häufig nicht vorrätig. «Deshalb bekommen Frauen weitere Kinder, ohne das zu wollen», erklärt Shibere Tamirat die unhaltbare Situation. Durch die Mangelernährung sind sie geschwächt. «Das führt zu lebensgefährlichen Komplikationen – für die werdenden Mütter und ihren Babys.»
Menschen für Menschen hilft jetzt in Raphe. Wir fördern die Landwirtschaft, damit die Menschen mehr ernten. Wir klären über Familienplanung auf. Und wir stellen den Gesundheitseinrichtungen die Verhütungsmittel zur Verfügung.
Denn jedes Kind, das zur Welt kommt, muss ein Wunschkind sein. Bitte helfen Sie den Menschen von Raphe dabei mit Ihrer wertvollen Spende!
Ihre
Bewusst entscheiden
In Abaya und Gelana haben die Familien im Schnitt sechs Kinder – und damit Mühe, alle zu ernähren. Früher wurden Frauen schwanger, obwohl sie das nicht wollten. Deshalb klärten wir über Familienplanung auf. Mit Erfolg, wie ein Besuch im Dorf Bukisa zeigt.
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«Ich habe acht Kinder. Für mich kommt das Bibelwort zu spät, das ich predige: "Achtet genau darauf, wie ihr lebt. Nicht als unwissende, sondern als weise Menschen!" Ich ermuntere die Gläubigen, dass sie über die Zahl ihrer Kinder bewusst entscheiden. Ich schätze, dass jetzt 60 Prozent der Gemeindemitglieder Familienplanung machen.»
Menschen für Menschen sensibilisierte auch religiöse Würdenträger für Familienplanung. Pastor Terefe Woticha, 57, ist einer von ihnen

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«Am Anfang misstrauten mir viele Leute. Es kam vor, dass ich bei Hausbesuchen beschimpft wurde: "Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten!", hiess es. Aber mit der Zeit wurde ich respektiert. Rund 100 Frauen haben nach meiner Beratung mit Familienplanung begonnen.»
Wissen schützt am besten
Wenn sich ein Land entwickelt und das Bildungsniveau steigt, fällt die Geburtenrate. In Äthiopien unterstützen wir diesen Trend. Ein Beispiel: Oft bleiben Mädchen während ihrer Menstruation zu Hause, aus Scham, weil sie kein Geld für Monatsbinden haben. Häufig führen diese Abwesenheiten zum kompletten Schulabbruch. Deshalb sorgen wir dafür, dass Mädchen Monatsbinden gratis erhalten: So sichern wir ihren Schulbesuch und ihren Bildungserfolg.
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«Meine beiden Buben sollen nicht in Armut aufwachsen. In unserer Spargruppe lernen wir, wie wir ein Kleingewerbe beginnen. Wir haben auch eine Schulung zu Familienplanung bekommen. Gott sei Dank! Sonst hätte ich wahrscheinlich schon fünf Kinder.»
Shewaye Lilo, 25, hat die Söhne Sabona, 6 und Eyasu, 2. Sie ist Mitglied einer genossenschaftlichen Gruppe, die von Menschen für Menschen initiiert wurde.
Unsere Hilfe wirkt
Die Quote der Ehepaare, die sich im Distrikt Abaya aktiv für Verhütung entschieden haben, stieg binnen der vergangenen drei Jahre von 47 auf 57 Prozent. Lesen Sie unsere ausführliche Geschichte aus dem Dorf Bukisa:
Frauen wollen verhüten – aber können nicht
In Äthiopien nutzen 41 Prozent der Frauen moderne Verhütungsmethoden. Doch es gibt einen sehr hohen ungedeckten Bedarf. Weitere 22 Prozent der Frauen würden gerne verhüten, haben aber keinen Zugang zu passenden Mitteln. Die Gründe dafür sind vielfältig: fehlende Information, gesellschaftlicher Druck, Versorgungsengpässe. Wir müssen dafür sorgen, dass sich das ändert.
Armut gebiert Armut

In Äthiopien sind vier von zehn jungen Frauen bereits mit 18 Jahren verheiratet. Jedes siebte Mädchen heiratet sogar vor ihrem 15. Geburtstag. So gut wie immer stammen die frühen Ehefrauen aus besonders armen Familien. Ihre Not geben sie an die nächste Generation weiter: Jedes fünfte Kleinkind in Äthiopien ist unterernährt. Nur Aufklärung, Bildung und echte Chancen für Mädchen und Frauen machen diesem Elend ein Ende.
Quellen: Vereinte Nationen, UNFPA, CIA World Fact Book