Aster Kata hatte eine harte Kindheit und Jugend, aber sie gab nie auf. Jetzt hofft sie auf eine bessere Zukunft für sich und ihre kleine Tochter Hiwot.
Mein Leben war immer schwierig. Zum ersten Mal habe ich jetzt Hoffnung.
Ich bin in Addis Abeba aufgewachsen und habe sechs Jahre die Schule besucht. Dann musste ich aufhören, um meine Familie zu unterstützen. Ich war dreizehn, als ich anfing zu arbeiten. Zehn Jahre lang war ich Taglöhnerin auf Baustellen. Ich trug Zementsäcke, manchmal bis in den fünften Stock. Den Lohn gab ich zu Hause ab.
Als ich etwa 23 war, ging ich in den Libanon. Ich arbeitete vier Jahre in Beirut als Hausangestellte. Der Lohn betrug 100 Dollar im Monat, das Geld ging an Mittelsmänner. Sie schickten nur einen Teil davon an meine Eltern. Ich selbst bekam nie etwas in die Hand. Ich hatte keinen freien Tag, war immer im Haus.
Viele äthiopische Frauen werden dort sehr schlecht behandelt. Ich hatte Glück. Vor meiner Abreise hatte man mir gesagt, ich solle nie mit dem Mann im Haus sprechen. Ich hielt mich daran, und so kam ich mit seiner Frau gut aus. Sie war streng, aber sie hat mich nicht geschlagen. Ich arbeitete von früh bis spät, ohne Pause, sieben Tage die Woche. Nach vier Jahren dachte ich: Das ist kein Leben.
Zurück in Addis lernte ich einen Mann kennen. Anfangs war es gut, aber bald merkte ich, dass er trank und sich dann sein Verhalten änderte. Ich beendete die Beziehung. Kurz darauf kam meine Tochter Hiwot zur Welt.
Jetzt lebe ich mit meiner Schwester, ihrem Mann und ihren zwei Kindern in einem einzigen kleinen Raum. Wir sind zu sechst. Nachts schlafen meine Tochter, mein Neffe und ich unten auf Matratzen, meine Schwester und ihr Mann oben auf ein paar Brettern, die man über eine Leiter erreicht. Tagsüber räumen wir alles weg und kochen im selben Raum. Ich fühle mich manchmal schlecht, weil ich nichts beitragen kann. Wenn ich irgendwo Wäsche wasche, geben mir die Leute ein wenig Teffmehl oder etwas zu essen. Dann bringe ich es nach Hause.
Seit kurzem mache ich eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin. Ich hörte von anderen Frauen in meiner Nachbarschaft, dass sie dort viel lernen. Sie sagten: «Mach das, auch wenn du nur bis zur sechsten Klasse warst.» Eine Nachbarin kümmert sich um meine Tochter, wenn ich in der Ausbildung bin.
Ich habe schon viel gelernt. Wie man mit wenig Zutaten ein ausgewogenes Essen zubereitet. Wie man sorgfältig im Hotelservice arbeitet, im Restaurant serviert und Kinder richtig betreut. Ich habe gelernt, Zeit und Material gut einzuteilen. Das alles gibt mir Sicherheit. Ich sehe, dass ich etwas kann.
Nach der Ausbildung möchte ich in einer Hotelküche arbeiten. Später will ich mein eigenes kleines Strassenrestaurant eröffnen. Ich weiss, dass es schwierig wird, aber ich will es versuchen. Ich glaube, dass ich es schaffen werde.