Mit neuen Kaffee-Pflänzlingen, Fleiss und einer starken Kooperative hat Demeke Bedo den Weg aus der Armut gefunden. Heute kann er seine Familie ernähren und in ihre Zukunft investieren.
Wer im ländlichen Äthiopien in ein Haus tritt, sieht sofort, wie wenig hier zum Leben vorhanden ist. Die Wände sind häufig löchrig, das Dach ist oft nur mit Gras gedeckt. Möbel gibt es kaum. Die Armut kennt jedoch Abstufungen: Manche Familien besitzen immerhin ein grob gezimmertes Bettgestell. Andere schlafen auf dem Boden, auf einer Matratze aus Schaumstoff oder auch aus Stroh. Es gibt aber auch Menschen, die als Unterlage nichts anderes haben als eine Jute-Matte oder ein paar Bananenblätter.
Vor der Veranda des Hauses grasen eine Kuh, drei Schafe und ein Esel. All das sind Errungenschaften des fleissigen Bauer Demeke – und einer Starthilfe von Menschen für Menschen: «Alles kommt aus dem Projekt», sagt Demeke.
Sein Erfolg steht beispielhaft für die Entwicklung im Projektgebiet Abaya und Gelana, wo die Schweizer Stiftung neun Jahre lang umfassende Entwicklung anstiess. Eine externe Evaluation hat Ende 2024 belegt: Einkommen und Lebensstandard sind deutlich gestiegen, die Ernährungslage hat sich verbessert. Die Ergebnisse beruhen auf einem ganzen Bündel von Massnahmen – von Kleinkrediten und Schulungen über neue Setzlinge bis zur Stärkung von Genossenschaften.
Demeke hat beides erlebt: die individuelle Förderung und die Stärkung der örtlichen Kaffeekooperative Homa in der Gemeinde Shara. Gleich zum Start unseres Projekts im Jahr 2016 erhielt der Bauer Schulungen in Kaffee-Agronomie und 500 junge Kaffeepflanzen einer leistungsfähigen Sorte. Damals, so erzählt er, standen auf seinem Land nur alte, kranke Kaffeesträucher und Enset-Pflanzen, deren Ertrag kaum für den Eigenbedarf reichte: «Die Produktivität war sehr niedrig, zum Glück konnte ich sie mit den leistungsfähigen Jungpflanzen ersetzen.»
Seine Ernte wuchs Jahr für Jahr: Als die Kaffeepflänzlinge zum ersten Mal Früchte trugen, holte er 600 Kilogramm rote Kaffeekirschen vom Feld, in den Folgejahren immer mehr als 1000 Kilogramm.
Demeke verkaufte Teile seiner Ernte privat, aber auch an die örtliche Landwirtschaftskooperative: Parallel zu den Hilfen für die einzelnen Bauern stärkte Menschen für Menschen die «Homa Multipurpose Cooperative» mit dem Bau eines einfachen Lagerhauses aus Hohlblocksteinen und einem Dach aus Wellblech für rund 25´000 Franken. Eine Investition, die sich schnell rentierte, für einzelne Familien wie die gesamte Gemeinde. «Vor dem Bau hatten wir nur ein kleines Lagerhaus mit Wänden aus Blech», sagt Beri Morketa, der Geschäftsführer der Genossenschaft. «Es war viel zu warm. Der Kaffee trocknete aus. Er sollte zwölf Prozent Feuchtigkeit haben, wenn wir ihn verkaufen. Aber in dem alten Lager sank der Feuchtigkeitsgehalt auf zehn oder acht Prozent.» Dies führte dazu, dass die Kooperative den Kaffee ihrer Mitglieder nur in einem geringen Qualitätsgrad zu einem niedrigen Preis verkaufen konnte.
Heute ist das anders. «Wir haben genug Platz, um viel Kaffee einkaufen zu können und sortiert nach Güte lagern zu können», sagt Beri Morketa. Nach dem Bau des Lagerhauses wurden jährliche Erlöse von umgerechnet rund 200´000 Franken für die Kooperative die Regel – Geld, das auch in Kleinkredite für Saaten und Dünger an die Mitglieder floss und zur weiteren Entwicklung beitrug. Inzwischen liefere man nicht mehr nur an den Dachverband der Kooperativen, sondern sei mit Abnehmern in Frankreich, China und den USA im Geschäft: «Nur wegen des Lagerhauses können wir die Qualität für den Export halten.» Vor dreissig Jahren wurde die Kooperative von 200 Bauern gegründet, mittlerweile habe sie über 2000 Mitglieder.