Bruder hilft seinen Zwillingsschwestern beim Lernen

Hintergrund zu Debre Berhan

Ausgangslage

Dieses Elend ist auch für die Verhältnisse in einem der ärmsten Länder der Welt aussergewöhnlich: Ganze Familien hausen in den Slums von Debre Berhan in winzigen Verschlägen, häufig nur mit Plastikplanen von den Nachbarn oder einer offenen Latrine getrennt. Dies ist nicht nur eine Gefahr für die Gesundheit, sondern auch entwürdigend.

Die Familien haben zumeist eine ähnliche Geschichte: Sie stammen aus übervölkerten Dörfern, in denen die Äcker zu klein und zu ausgelaugt sind, um alle Einwohner zu ernähren. Doch die Hoffnung der Zuzügler auf ein besseres Leben in der Stadt erfüllt sich nicht. Ohne Ausbildung sind sie auf miserabel bezahlte Gelegenheitsarbeiten als Träger auf dem Markt oder als Hilfsarbeiter auf dem Bau angewiesen. In einem Land ohne funktionierende Sozialsysteme sind die Kinder gezwungen, die Schule abzubrechen, um zum Familieneinkommen beizutragen – aber ohne Bildung ist ihr Schicksal besiegelt, ihr Leben lang in Armut zu verharren. Deshalb ist es so wichtig, ihre allgemeine Lebenssituation zu verbessern und ihre Chancen auf eine Schulausbildung zu erhöhen.

Mutter mit Jungen auf dem Arm vor ihrer Hütte aus Plachen

Unsere Hilfe zur Selbstentwicklung

Förderung von Kindern - und Eltern

Bei seinem ersten Besuch sah unser Inspektionsteam, dass die Lage der Menschen ohne fremde Hilfe ausweglos ist. Die Stiftung beschloss deshalb ein breit angelegtes Kinderprojekt zu entwickeln: Die Familien von zunächst 1000 Kindern, ab 2022 von 1200 Kindern werden ganzheitlich unterstützt, damit sich ihr Elend kurzfristig mildert und sie langfristig Chancen auf ein menschenwürdiges Leben aus eigener Kraft erhalten.

Ein Hauptaugenmerk des Projektes liegt darauf, den Kindern aus den armen Familien den Schulbesuch zu ermöglichen. Dafür gilt es zunächst, die grundlegenden Voraussetzungen zu schaffen: Manche Kinder kommen nicht zur Schule, weil sie aufgrund ihrer Mangelernährung zu schwach sind. Oder sie sind erkrankt, weil sie grundlegende Hygieneregeln nicht kennen und keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Deshalb ist eine Verbesserung von Ernährung, Hygienewissen und Trinkwassersituation genauso ein Teil der Massnahmen wie das Versorgen der Kinder mit Schuluniformen und -materialien.

Wir zeigen Möglichkeiten auf, wie sich die Menschen langfristig selbst Perspektiven erarbeiten können. Die Mütter werden in Selbsthilfegruppen organisiert und beispielsweise darin unterrichtet, wie sie mit Mikrokrediten ein Kleingewerbe beginnen können. Auch 120 Heranwachsende und junge Erwachsene erhalten Starthilfen für eine berufliche Selbständigkeit.

Vorrangig werden in dem Projekt Kinder aufgenommen, die nur ein Elternteil haben oder bei denen Zeichen von Unter- und Mangelernährung zu erkennen sind. Bei unserem Auswahlverfahren stützten wir uns auf Zusammenschlüsse lokaler Interessengruppen (unter anderem Frauen, Senioren, Kirchenvertreter) und Behörden. So erreichten wir eine grösstmögliche Objektivität und können mit unseren Sozialarbeitern die wirklich bedürftigsten Kinder und ihre Familien individuell unterstützen.