Berufsabsolventin in Kochuniform beim Kochen

Hintergrund zum Berufsbildungsprojekt

Ausgangslage

Die Bevölkerung in Äthiopien wächst rasant und damit auch die Städte, denn viele junge Leute ziehen aus übervölkerten Dörfern in die Metropolen, in der Hoffnung, dort ihr Glück zu machen. Doch ohne Ausbildung bleiben ihnen nur Gelegenheitsarbeiten zu Hungerlöhnen. Die Not zerrt an den Familien. Viele Beziehungen scheitern. Deshalb finden sich immer mehr arme Frauen in einer schier ausweglosen Situation als alleinerziehende Mütter wieder: Mit Kindern und ohne Ausbildung haben sie ohne Hilfe von aussen keine Chance, der Armut je zu entkommen.

Um ihre Kinder zu ernähren, rutschen manche Frauen in die Armutsprostitution. Andere Mütter lassen die Kinder bei Verwandten zurück, um illegal in arabische Staaten zu reisen und dort als Hausmädchen zu arbeiten. Sie leiden unter der Trennung von den Kindern und häufig auch unter Missbrauch durch ihre Arbeitgeber. Die ärmsten Frauen in den Städten Äthiopiens sind deshalb dringend auf Möglichkeiten angewiesen, um in ihrer Heimat bleiben und ihren Kindern ein menschenwürdiges Leben bieten zu können: Sie brauchen eine Ausbildung, die sie zu gefragten Fachleuten macht.

Arme Frau guckt aus einem Verschlag

Unsere Hilfe zur Selbstentwicklung

Förderung von jungen Frauen und alleinerziehenden Müttern

Die Frauen tanzen, klatschen, trillern vor Freude: Diese Szene wiederholt sich halbjährlich in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, wenn zwischen 90 und 130 Absolventinnen den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung als Köchinnen und Hauswirtschafterinnen feiern.

Sechs Monate nehmen die Frauen jeweils an der Ausbildung von Menschen für Menschen teil. Das Diplom, das sie erhalten, ist für sie eine Art Lebensversicherung. Ohne Ausbildung hatten sie es bislang sehr schwer, eine Anstellung zu finden. Viele schlugen sich als Wäscherinnen, Tagelöhnerinnen auf dem Bau und als Gelegenheitsprostituierte durch. So wie Jamila Bedu, 44. Nachdem ihr Ehemann sie und die drei Kinder verlassen hatte, sah sie keine andere Möglichkeit: «Ich betäubte mich mit Alkohol und Khat, um das Leben zu ertragen und diese Arbeit machen zu können.»

Andere reisten legal oder mit Hilfe von Schleppern als Gastarbeiterinnen in arabische Länder, um ihre Kinder zu ernähren, die bei Verwandten in Äthiopien zurückblieben. «Viele von uns waren nach Saudi-Arabien gegangen, doch sie verloren mehr, als sie gewannen, sogar ihren Stolz», sagte Absolventin Megdes Fesseha in ihrer Rede an die Festversammlung bei der jüngsten Verabschiedung. «Sie kamen zurück, waren ohne Hoffnung, wie wir alle. Erst durch unsere Ausbildung haben wir unsere Zuversicht zurückgewonnen. Künftig können wir selbstbestimmt für uns selbst sorgen. Und keine Mutter muss mehr ihre Familie verlassen.»

Die Absolventinnen sind gefragte Fachkräfte in Hotels, Kantinen und Privathaushalten. 60 Prozent von ihnen haben gewöhnlich bereits bei Ausbildungsende eine Anstellung gefunden. Ein Viertel der Frauen wollen sich in der Regel lieber selbstständig machen, beispielsweise auf der Strasse Teigtaschen backen oder Gewürzmischungen herstellen und verkaufen. Alle aber eint das Vermögen, ihren Kindern künftig aus eigener Kraft ein menschenwürdiges Leben bieten zu können.