Die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz macht es sich zur Aufgabe, auf dem Land wie in den Städten Verelend- ung aufzuhalten und Lebenschancen aufzubauen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Menschen in Äthiopien unterstützen können. Hier finden Sie alle Spendenmöglichkeiten mit konkreten Beispielen.
Wiege der Menschheit, Herkunftsland des Kaffees, reiche Kultur und arme Familien. Über 100 Millionen Menschen leben hier: Auf Besuch in einem widersprüchlichen Land.
«Warum braucht Afrika uns immer noch? Was bringt Entwicklungshilfe wirklich?» So fragen seine Mandanten manchmal, wenn Boris Blaser von Äthiopien erzählt. Der Treuhänder und Unternehmer engagiert sich ehrenamtlich als Stiftungsratspräsident bei Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe Menschen für Menschen. «Dann berichte ich, wie ungerecht die Bedingungen gerade für die ärmsten Familien sind», sagt der 40-Jährige. «Und dass es sich wirklich lohnt, in die wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Menschen zu investieren.»
Stiftungsratspräsident Boris Blaser in Abaya.
Über staubige Erdpisten ging die Fahrt bis in den entlegenen Distrikt Abaya im Süden Äthiopiens. «Industrie gibt es dort keine, auch kaum Handwerksbetriebe. Fast die gesamte Bevölkerung lebt von traditioneller Landwirtschaft, die oft viel zu wenig Ertrag abwirft», berichtet Boris Blaser von seiner Projektreise, von der er unlängst zurückgekehrt ist. «Viele Familien hungern, die Kinder sind unterernährt», sagt der Stiftungsratspräsident von Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe Menschen für Menschen. Besonders arm sind landlose Tagelöhner. Sie pflügen, pflanzen, jäten – für einen Lohn von eineinhalb Franken am Tag.
Tamrat Wuragu ist einer von ihnen. Boris Blaser besuchte ihn in seinem Tukul, der traditionellen Rundhütte. Er habe Talent als «Rinderflüsterer», erzählte ihm der 29-Jährige: Er verstehe sich darauf, junge Ochsen mit Gras und Bananenblättern so fett zu mästen, dass sie nach einem Vierteljahr auf dem Markt mit gutem Gewinn verkauft werden können. «Dennoch lebte er früher in grosser Not», berichtet Blaser: Tamrat Wuragu war zu arm, um sich Mastochsen kaufen zu können. Stattdessen mästete er das Vieh von bessergestellten Familien. Obwohl Tamrat Wuragu drei Monate lang die gesamte Arbeit und Verantwortung für die Mastochsen übernahm, musste er den Gewinn zur Hälfte an den Viehbesitzer abgeben: «Die Ärmsten haben keine Wahl, sie müssen sich auf solche Deals einlassen», erklärt Boris Blaser: So bleibt ihnen selbst zu wenig für ein menschenwürdiges Leben.
Endlich eine Chance: Tamrat Wuragu mit Familie.
Auch viele Bauernfamilien kennen einen Teufelskreis: Sie sind so arm, dass sie kein Geld für Saatgut haben. Also stellen Geschäftemacher ihnen Saaten zur Verfügung – und verlangen als Gegenleistung die Hälfte der Ernte. «Ohne Hilfe stecken die Familien auf ewig in der Falle», erläutert Blaser. Denn Banken geben den Armen keinen Kredit – eine Lehmhütte gilt nicht als Sicherheit. Mit einem Mikrokredit von Menschen für Menschen über 70 Franken kann eine Familie Saatgut und Dünger kaufen und sich aus der Armutsfalle befreien, so Blaser: «Es braucht also nur eine kleine Anschubfinanzierung, um nachhaltigen Fortschritt zu erzielen und für mehr Gerechtigkeit zu sorgen.»
An Mäster Tamrat Wuragu vergab die Äthiopienhilfe einen Mikrokredit von 360 Franken, damit er selbst Ochsen kaufen kann. Nach jeweils drei Monaten verkauft er das Mastvieh mit 50-prozentigem Aufschlag weiter. «Nun braucht er den Gewinn nicht mehr zu teilen» erläutert Blaser, «sondern kann ihn für die Lebenshaltung und für die Kreditrückzahlung verwenden». Nach eineinhalb bis zwei Jahren des Mästens mit immer neuen Ochsen ist der Kredit getilgt und Tamrat Wuragu stolzer Viehbesitzer. «Die Rückzahlungen fliessen in eine Genossenschaft, die neue Kredite an weitere Bauern vergibt: So zieht die Unterstützung immer weitere Kreise», freut sich Blaser.
Die Menschen in Abaya wohnen in traditionellen Tukuls.
Solche Projekte seien typisch für Menschen für Menschen: «Hilfe zur Selbstentwicklung» nannte der Schauspieler und Stiftungsgründer Karlheinz Böhm sein Konzept. Die Aktivitäten zielen darauf ab, nicht nur kurzfristige Not zu lindern, sondern langfristig Lebensperspektiven zu schaffen. «Dies erreicht man vor allem über das Fördern der eigenen Initiative», ist Blaser auch nach einem Besuch in der Grossstadt Debre Berhan überzeugt. Dort begrüssten ihn zwei Dutzend Frauen mit Bienenwachskerzen in den Händen in einer Versammlungshalle aus Wellblech – sie sind Mitglieder einer von Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe gegründeten Selbsthilfegruppe, alles Mütter aus den allerärmsten Familien. Teilweise sind diese so arm, dass die Kinder unterernährt sind und kein Geld für Schulhefte im Haus ist.
Deshalb unterstützt Menschen für Menschen die Kinder mit Lebensmitteln und Schulmaterial. Zusätzlich erhalten die Mütter Kurse in den Grundlagen des Wirtschaftens. Sie sparen über Monate kleine Beträge selbst an. Dann erhalten sie einen Mikrokredit. Manche der Frauen haben einen Strassenimbiss eröffnet, andere erzielen nun Einkommen als Hühnerhalterinnen, viele treiben Kleinhandel mit landwirtschaftlichen Produkten oder Textilien. «Alle wollten mir von ihren Erfolgen berichten», erinnert sich Boris Blaser mit einem Lächeln. «Vor allem half ihnen, dass zum ersten Mal in ihrem Leben jemand an sie glaubte, ihnen grundlegende Kenntnisse beibrachte und sagte: Ihr könnt es schaffen!»
Boris Blaser mit erfolgreichen Kleinunternehmerinnen.
Beim Aufbau ihrer Geschäfte wurden die Mütter von einheimischen Sozialarbeiterinnen der Äthiopienhilfe begleitet. Bereits nach drei Jahren konnten nun alle Mütter aus dem Programm entlassen werden. Sie stehen jetzt auf eigenen Beinen und können selbständig für sich und ihre Kinder sorgen. Ihre Selbsthilfegruppe lebt weiter, aber ohne weiteres Engagement von Menschen für Menschen. Deshalb sei der Gast aus der Schweiz auch mit brennenden Kerzen begrüsst worden, sagte eine der Frauen: «Wir waren im Dunkeln, jetzt sind wir im Licht.»
Er habe in Äthiopien viele solcher eindrücklichen Begegnungen erlebt. «Eine Erkenntnis zieht sich durch alle Gespräche», sagt Boris Blaser: «Materielle Hilfen sind wichtig, doch entscheidend ist die Vermittlung von Wissen und Selbstvertrauen. Die Investition in den einzelnen Menschen ist die Entwicklungshilfe, die am besten funktioniert.» Deshalb wolle er sich künftig in der Stiftung dafür einsetzen, dass die Bildungsmassnahmen gerade für arme Mütter weiter ausgebaut würden.
Zwar könne ein kleines Schweizer Hilfswerk wie Menschen für Menschen die Probleme Afrikas nicht alleine lösen. «Aber wir können den Bedürftigen wie der Öffentlichkeit aufzeigen, dass es möglich ist, extreme Armut schon mit kleinen Hilfestellungen zu überwinden.»
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