Die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz macht es sich zur Aufgabe, auf dem Land wie in den Städten Verelend- ung aufzuhalten und Lebenschancen aufzubauen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Menschen in Äthiopien unterstützen können. Hier finden Sie alle Spendenmöglichkeiten mit konkreten Beispielen.
Wiege der Menschheit, Herkunftsland des Kaffees, reiche Kultur und arme Familien. Über 100 Millionen Menschen leben hier: Auf Besuch in einem widersprüchlichen Land.
Manche Kinder in Addis Abeba essen nur einmal am Tag. Das wenige Essen, das sie bekommen, ist nicht gesund. Es drohen langfristige Gesundheitsschäden. Menschen für Menschen Schweiz sorgt mit einem Ernährungs- und Schulungsprogramm dafür, dass mangel- und unterernährte Kinder unter drei Jahren zu Kräften kommen.
TSEGENET GUDIMA, 35, LÄCHELT VIEL. Sie strahlt eine grosse Wärme aus. Trotz der schlimmen Lage, in die sie ihr Mann gebracht hat. Zwei Kinder hatte sie mit ihm. Mehr wollte das Paar aufgrund ihrer grossen Armut nicht, deshalb liess sich Tsegenet in der öffentlichen Gesundheitsstation alle drei Monate eine Hormonspritze geben. Doch das Langzeit-Verhütungsmittel versagte. Tsegenet wurde schwanger und im siebten Monat erfuhr sie, dass sie sogar zwei Babys erwartete. „Wir bekommen Zwillinge“, sagte sie zu ihrem Mann. In seinem Gesicht stand Entsetzen. „Wie nur sollen wir sie ernähren?“, fragte er. „Irgendwie werden wir es schaffen“, sagte Tsegenet.
Tsegenet Gudima, 35, mit ihren Kindern Samson, 13, Maramawy, 3, und dem kleinen Amen, der fünf Monate alt ist: „Wir haben viel durchgemacht.“
Ihr Mann schuftete als Handlanger auf einer grossen Baustelle. Eines Morgens ging er aus dem winzigen Zimmer in einem Wellblechhaus, das der ganzen Familie als Wohnung dient, zur Arbeit. Am Abend kam er nicht zurück. Seitdem hat Tsegenet ihn nicht mehr gesehen und nichts mehr von ihm gehört.
„Sie müssen aufhören, körperlich zu arbeiten“, sagte ihr die Krankenschwester bei der Voruntersuchung in der Gesundheitsstation: „Umso mehr, weil Sie zwei Kinder erwarten.“ Tsegenet antwortete: „Wie sollte ich ohne Arbeit Miete und Essen bezahlen?“ Also ging sie weiter in die Häuser von besser gestellten Familien, um zu putzen und Tella zu brauen, Bier aus Hirse, eine anstrengende Arbeit.
Sie bekam die Zwillinge. Den Jungen nannte sie Amen, er wog zweieinhalb Kilogramm. Das Mädchen nannte sie Megdelawit, es war ein zartes Baby von nur eineinhalb Kilogramm. Die Krankenschwester in der Gesundheitsstation, wo Tsegenet die Zwillinge zur Welt brachte, war wütend: „Sie haben weiter gearbeitet, obwohl Sie hochschwanger waren. Deshalb ist das Mädchen so klein. Es wird sterben.“ Dann schickte sie Tsegenet mit den Babys nach Hause.
Tsegenet war schwach und hatte nicht genug Milch in den Brüsten, schon gar nicht für zwei Säuglinge. Und sie war ganz auf sich allein gestellt. Tochter Megdelawit wurde immer schwächer. Sie starb an ihrem zehnten Lebenstag. Vielleicht hätte auch der Sohn keine Chance gehabt, wenn nicht Schwester Meaza auf die geschwächte Mutter aufmerksam geworden wäre. Die Krankenschwester besucht regelmässig die Slums, um zusammen mit den lokalen Behörden die ärmsten der armen Familien zu identifizieren. Meist handelt es sich dabei um alleinerziehende Mütter mit ihren Kleinkindern, die manchmal nur eine Mahlzeit am Tag bekommen. Diese nimmt Schwester Meaza dann in das Ernährungsprogramm von Menschen für Menschen Schweiz auf.
Jedes Kind erhält pro Monat zehn Kilogramm Famix, ein proteinreiches Pulver aus Weizen und Soja, dazu einen Liter Speiseöl. Neben den 80 unterstützten Kindern bekommen auch 20 unterernährte und stillende Frauen die Lebensmittel, um durch eine bessere Ernährung mehr Muttermilch zu produzieren und ihre Säuglinge besser versorgen zu können. Ausserdem erhalten die Mütter Seife, um Kinderkleider und Stoffwindeln waschen zu können. „Die Hilfe ist ein Segen“, sagt Tsegenet. „Die Kinder und ich sind besser genährt, deshalb habe auch ich zugenommen und genug Muttermilch. Mein Sohn hat in kurzer Zeit von zweieinhalb auf vier Kilogramm zugelegt.“
Ein Kind wird von seiner Mutter beim Mittagessen genährt.
Einmal in der Woche werden alle bedürftigen Mütter und Kinder zu einem Mittagessen geladen. Vor der Speisung wiegt Schwester Meaza die Kinder und hält eine Schulung ab. „Es geht um Hygiene und Gesundheit, vor allem aber um gesunde Ernährung: Wie können die Mütter trotz ihrer Armut den Kindern ein möglichst gesundes Essen bieten?“, erklärt die Krankenschwester. „Beispielsweise, indem wir ihnen sagen, dass sie nicht nur eine Getreidesorte nutzen, sondern mehrere und sie mit Hülsenfrüchten ergänzen sollen.“ Mutter Tsegenet kauft mittlerweile nicht mehr wie früher nur Weizen ein. „Den Brei und das Brot für die Kinder mache ich nun aus acht verschiedenen Körnern“, sagt sie und lächelt.
Dass Tsegenet trotz aller Schicksalsschläge und Sorgen um die Kinder nicht den Mut verliert, ist erstaunlich. „Das Leben ist hart, wir Frauen müssen stark sein“, erklärt sie. Besonders, wenn es die Männer nicht sind: Wie fühlt es sich an, derart im Stich gelassen zu werden? „Mein Mann und ich zogen unsere Kinder gemeinsam in Liebe auf, bis zu dem Tag, da er abhaute. Ich kann ihn in gewisser Weise verstehen, aber trotzdem bin ich sehr frustriert und wütend.“
Was, wenn er morgen vor der Tür stünde, könnte sie ihm verzeihen? „Eine grosse Frage“, sagt Tsegenet. „Er ist der Vater meiner Kinder! Wenn er zurückkäme und wieder für seine Kinder sorgen wollte, würde ich mich nicht verweigern. Auch wenn ich seinetwegen viel durchmachen musste.“
Die ärmsten Mütter in Addis Abeba sind meist alleinerziehend. Sie arbeiten als Wäscherinnen oder betteln vor Kirchen. Weil ihre Kinder zu wenig und keine ausgewogene Nahrung erhalten, ist ihr Immunsystem geschwächt. Wenn sie krank werden, fehlt ihnen der Appetit. So magern die schwächsten Kinder weiter ab – das kann schnell lebensbedrohlich werden, gerade für die Kleinsten unter drei Jahren.
25 Schweizer Franken pro Kind und Monat
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