Die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz macht es sich zur Aufgabe, auf dem Land wie in den Städten Verelend- ung aufzuhalten und Lebenschancen aufzubauen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Menschen in Äthiopien unterstützen können. Hier finden Sie alle Spendenmöglichkeiten mit konkreten Beispielen.
Wiege der Menschheit, Herkunftsland des Kaffees, reiche Kultur und arme Familien. Über 100 Millionen Menschen leben hier: Auf Besuch in einem widersprüchlichen Land.
Bizuwork Gulilat beim brauen von Tella, dem lokalen Bier.
Talent und Fleiss reichen in Äthiopien häufig nicht aus, um es zu etwas zu bringen. Es fehlt den Menschen schlicht an einer finanziellen Starthilfe. Auch für Bizuwork Gulilat brachten erst die von Menschen für Menschen initiierten Kleinkredite den Ausbruch aus der Armut.
Wie sich Bizuwork Gulilat auch nach der Decke streckte, sie kam aus dem Elend nicht heraus. Um die Familie zu versorgen, sammelte sie Holz, schleppte Wasser ins Haus, besorgte Gerste und Hopfen auf dem Markt und stand tagelang am offenen Feuer ihrer russgeschwärzten Hütte, um Tella zu brauen, das lokale Bier. Die Gäste kamen gern in ihre kleine Schenke. Trotzdem ging es der Familie mit den vier Kindern schlecht. „Wir lebten von der Hand in den Mund“, erzählt die Wirtin. Ihr Mann hat nur ein kleines Stück Land, um darauf Hirse anzubauen. „Wir waren so arm, dass ich den Gewinn aus dem Ausschank nie sparen konnte, sondern immer gleich für Lebensmittel ausgeben musste.“ Den Hopfen und die Gerste für neues Bier konnte Bizuwork Gulilat dann immer wieder nur auf Kredit kaufen. Doch die lokalen Geldverleiher verlangen einen horrenden Zins von zehn bis fünfzehn Prozent – nicht pro Jahr, sondern pro Woche!
Ihre Schafherde umfasst zehn Tiere.
So ging das bis vor sieben Jahren“, erzählt die 49-Jährige in ihrer Schenke in der Kleinstadt Alem Katema. „Zum Glück ist das vorbei.“ Heute flimmert im Gastraum ein Fernsehgerät, vor dem Haus hat Bizuwork den seltenen Komfort eines eigenen Wasseranschlusses, und im Haus gibt es sogar ein Telefon.
Der beachtliche Aufstieg ist ihrem Fleiss geschuldet und einer finanziellen Starthilfe. Überall in den Projektgebieten organisiert die Äthiopienhilfe Frauengruppen und stattet sie mit einem Grundkapital aus. Dieses wird als Kleinkredite an die Gruppenmitglieder ausgegeben. In einer dieser Gruppen erhielt Bizuwork einen Kredit über umgerechnet 75 Franken. Damit kaufte sie neben neuen Rohstoffen für Bier und Arake, den lokalen Branntwein, auch zwei Schafe: ein schlaues Geschäftsmodell. Endlich war sie den Wucherern entkommen, und die Maische aus der Getränkeproduktion war nun kein Abfall mehr, sondern wertvolles Tierfutter.
Die Milch von Bizuwork Gulilat’s Kuh ist die Haupteinnahmequelle.
Nach zwei Jahren hatte sie den Kredit zurückbezahlt und damit Anrecht auf einen neuen, höheren Kredit: Mit den nun erhaltenen 275 Franken kaufte sie eine Kuh. Als diese ein Kalb bekam, wurde Milch ihre Haupteinnahmequelle neben dem Verkauf von Bier, Branntwein und Schafen – mittlerweile hat sie eine Herde von zehn Tieren: Milch erzielt relativ hohe Preise von 80 Rappen pro Liter, ist drei Mal so teuer wie das Eigengebräu.
Mit diesen Erlösen zahlte die Geschäftsfrau den Kredit zurück und leistete sich die Verbesserungen am Haus. „Ja, ich bin stolz. Aber viel, viel wichtiger als TV und Telefon ist, dass ich durch meinen Geschäftserfolg meinen Kindern nun den Schul- und sogar den Universitätsbesuch ermöglichen kann“, freut sich Bezuwork. „Sie bekommen nun einen guten Start ins Leben.“
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