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Rolf Knie nimmt Abschied von seinem Freund Karlheinz Böhm

 

Karlheinz Böhm mit Rolf Knie als Kind

Rolf Knie als Bub (l.) mit Karlheinz Böhm in jungen Jahren.

Als Kaiser „Franzl“ eroberte Karlheinz Böhm die Frauenherzen. Als Gründer der Stiftung Menschen für Menschen half er in Afrika. Am Donnerstag schloss er nach langer Alzheimer-Krankheit für immer die Augen. Sein langjähriger Freund Rolf Knie (64), Künstler und Stiftungsratspräsident von Menschen für Menschen Schweiz, würdigt ihn.

 

„Es war in München in den 1950er-Jahren – als ich Karlheinz Böhm das erste Mal begegnete. Mein Vater spielte im Circus Krone, Böhm erlebte als Kaiser Franz Joseph in den „Sissi“-Filmen seine ersten grossen Erfolge als Schauspieler. Als fünfjähriger Junge konnte ich damals noch nicht einschätzen, welch grossartige Persönlichkeit vor mir stand. Durch das Projekt Menschen für Menschen lernte ich ihn in den 1980er-Jahren besser kennen. Es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zu einem Mann, der ein Leben lang im Scheinwerferlicht stand, aber genau wusste, dass es auch eine Schattenseite gibt – und die Menschen dort dringend unsere Hilfe brauchen.

1988 lancierten wir Menschen für Menschen in der Schweiz und ich reiste mit Karlheinz und seiner Ehefrau Almaz nach Äthiopien. Was ich dort erlebte, hat mich erschüttert und beeindruckt zugleich. Die Menschen hatten kein Essen, kein Wasser, keine medizinische Versorgung. Armut und Leid erhielten ein Gesicht. Karlheinz Böhm liess sich von der vermeintlichen Aussichtslosigkeit nicht beirren, setzte sich mit aller Energie für die Entwicklungshilfe ein, überzeugte sich immer wieder selber vor Ort, dass das Geld ankommt – und machte auch dort nicht halt, wo andere wegschauen: bei der sozialen und gesellschaftlichen Unterdrückung der Frauen. Als einer der Ersten setzte er sich dafür ein, dass die Beschneidung von Mädchen hinterfragt wird. Anfangs erntete er damit bei den muslimischen Patriarchen fragende Blicke – doch letztlich öffnete er ihnen die Augen und zeigte ihnen, dass der Koran diese menschenverachtende Tradition in keiner Weise rechtfertigt. Böhm hielt den Menschen den Spiegel vor – wies immer wieder darauf hin, dass Frauen dieselben Rechte zustehen wie Männern. Dafür reiste er mit seiner Gattin immer wieder nach Äthiopien und überzeugte sich persönlich davon, dass die Projekte nach seinen Vorstellungen realisiert wurden.

Karlheinz Böhm mit Rolf Knie in Äthiopien

Rolf Knie (l.) und Karlheinz Böhm kämpften mit Einheimischen gegen die Beschneidung von Mädchen in Äthiopien.

Wer sieht, was Karlheinz Böhm in Afrika geleistet hat, kann nicht mehr wegschauen – und besitzt keine Ausrede mehr. Aus seiner persönlichen Bestürzung über das Schicksal der Bevölkerung zog er die Konsequenzen und legte seine ganze Kraft in die Verbesserung der Situation. Damit lieferte er uns allen ein Beispiel, dass niemand tatenlos zuschauen muss, dass auch der Einzelne viel bewegen kann. Karlheinz Böhm war ein grossartiger Schauspieler und ein wundervoller Mensch. Seine Filme sind unvergesslich. Sein Lebenswerk unsterblich.“

 

 

Quellenangabe (Text und Bild): Artikel vom 31. Mai 2014 in der Blick-Zeitung