Die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz macht es sich zur Aufgabe, auf dem Land wie in den Städten Verelend- ung aufzuhalten und Lebenschancen aufzubauen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Menschen in Äthiopien unterstützen können. Hier finden Sie alle Spendenmöglichkeiten mit konkreten Beispielen.
Wiege der Menschheit, Herkunftsland des Kaffees, reiche Kultur und arme Familien. Über 100 Millionen Menschen leben hier: Auf Besuch in einem widersprüchlichen Land.
Die unterrichtende Schwester Meaza Lakew.
Meaza Lakew, 40, ist für das Ernährungsprogramm von Menschen für Menschen Schweiz in Addis Abeba zuständig. Die Krankenschwester sorgt dafür, dass unterernährte Kleinkinder zu Kräften kommen und sich gesund entwickeln können.
Frau Meaza Lakew, In den Läden und auf den Märkten von Äthiopiens Hauptstadt werden überall Lebensmittel angeboten. Warum muss Menschen für Menschen Schweiz mit einem Ernährungsprogramm helfen?
Meaza Lakew: Die ärmsten Mütter haben kaum Geld, sie müssen sogar am Essen für ihre kleinen Kinder sparen.
Was bedeutet das konkret?
Die Kinder essen nur ein- oder zweimal am Tag. Und sie bekommen keine ausgewogene Nahrung. Sie sind untergewichtig. Ihre Entwicklung ist verzögert und ihr Immunsystem geschwächt. Deshalb werden sie leicht krank. Dann haben sie keinen Appetit und ihr Untergewicht wird noch schlimmer.
Gibt es Todesfälle?
Das kommt leider vor. Nicht wegen der Unterernährung alleine, aber in Kombination mit Krankheiten. Deshalb ist unser Programm ja auch so wichtig.
Was genau tun Sie?
Ich besuche die ärmsten Mütter in den Slums – meist sind sie ganz auf sich allein gestellt. Manche Männer sind an Aids oder anderen Krankheiten gestorben. Einige Frauen haben ihre gewalttätigen Männer verlassen. Häufig haben aber die Männer ihre Familien einfach im Stich gelassen. Ich schaue mir die Kinder an und wenn sie unterernährt sind, bekommen sie unsere Lebensmittelhilfen.
Worin bestehen diese?
Jedes Kind erhält pro Monat zehn Kilogramm Famix. Das ist ein proteinreiches Pulver aus Weizen und Soja, dazu einen Liter Speiseöl. Durch diese Zusatznahrung kommen die Kinder zu Kräften.
Aber machen Sie dadurch die Mütter nicht zu passiven Hilfsempfängerinnen?
Nein. Denn die Hilfe ist zeitlich begrenzt. Nach einem halben Jahr sind die Kinder gewöhnlich normalgewichtig und gesund. Dann endet die Hilfe. Und vor allem nutzen wir die Laufzeit, damit die Mütter danach alleine für eine ausgewogene Ernährung sorgen können.
Schwester Meaza informiert die Mütter über gesunde und ausgewogene Ernährung.
Wie genau machen Sie das?
Die Mütter verfügen ja über ein kleines Einkommen. Sie arbeiten als Wäscherinnen, sie backen für Bessergestellte das traditionelle Fladenbrot, manche betteln auch auf öffentlichen Plätzen. Wir unterrichten die Mütter, wie sie ihr Geld optimal für die Ernährung der Kinder einsetzen.
Bislang tun sie das nicht?
Die Mütter wissen nichts über gesunde Ernährung und Entwicklung. Oft kaufen sie nur Weizen, den bekommen die Kinder dann tagein, tagaus. Wir schulen sie beispielsweise darin, wie wichtig Proteine sind. Dass sie also auch Erbsen, Linsen oder andere Hülsenfrüchte dazukaufen sollten. Ein anderes Beispiel: Bislang kannten die Mütter die Bedeutung von Vitaminen nicht, also kaufen sie auch kein Gemüse, dabei sind lokale Sorten auf dem Markt zu erschwinglichen Preisen zu bekommen.
Die Mütter und ihre Kinder sind also nicht nur durch Geldmangel benachteiligt, sondern auch durch ihre Wissenslücken?
Ja, beispielsweise wissen viele Mütter nicht, wie wichtig Vitamin A für die Entwicklung ihrer Kinder ist und dass sie Präparate auf den staatlichen Gesundheitsstationen unentgeltlich bekommen. Oder dass ihre Kleinkinder Sonnenlicht brauchen, damit ihre Körper Vitamin D bilden können. Wir informieren die Mütter auch über Verhütungsmittel. So können sie verhindern, dass eine neue Schwangerschaft neue Belastungen bringt.
Das Programm geht also weit über die Abgabe an Lebensmitteln hinaus!
Die Lebensmittel helfen heute, aber das Wissen ist es, was den Kindern langfristig ein möglichst gesundes Aufwachsen ermöglicht – und ihren Müttern das Leben erleichtert. Beispielsweise ist es Tradition, dass die Kinder die ganze Zeit auf dem Rücken der Mutter getragen werden, auch bei der Arbeit. Aber das ist sehr anstrengend für Mütter wie Kinder. Stellen Sie sich vor, manche der Frauen waschen viele Stunden Wäsche von Hand, eine sehr aufreibende Arbeit. Wir sagen ihnen: Legt die Kinder ab, wenn sie schlafen! Die Ratschläge für Ernährung und Erziehung kombiniert schonen und sichern die Gesundheit der Kinder wie der Mütter.
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