Spenden

Matratzen in Äthiopien

Der Matratzenladen bekommt neue Ware geliefert.

Nachtruhe in Äthiopien: Wie man sich bettet

«Wie man sich bettet, so liegt man», heisst es im Sprichwort: Wer eine minderwertige Matratze kauft, braucht sich nicht wundern, wenn er am Morgen schlecht erholt aufwacht. Und jede Entscheidung kann langanhaltende Konsequenzen nach sich ziehen.

Also liegen die Schweizer in den Bettenhäusern des Landes ausführlich Probe, lassen sich lange aufklären über «Boxspringbetten» und «Taschenfederkernmatratzen» und machen sich die Entscheidung nicht leicht. Denn was ist wichtiger als ein guter Schlaf? Klar, im schwedischen Möbelhaus bekommt man Matratzen für ein paar hundert Franken. Aber viele Schweizer, gerade im fortgeschrittenen Alter, investieren häufig 3000 oder 5000 Franken für ein neues Bett. Oder auch mehr.

Diese Qual der Wahl haben die meisten Menschen in Äthiopien nicht. Gewöhnlich sind die Betten in Heimarbeit oder von lokalen Handwerkern hergestellt. Häufig wird einfach ein Gerüst aus Holzstangen mit Riemen aus Rinderhaut bespannt.

«Guten Abend, gut´ Nacht»? – Bauernfamilie im Distrikt Abaya.

Den ärmsten Familien fehlt das Geld für einen derartigen Luxus. Die ortsüblichen Billigmatratzen aus Schaumstoff kosten auf den lokalen Märkten weniger als 30 Franken und trotzdem sind sie für viele Familien unerschwinglich. Wenn es dunkel wird, rollen die Eltern Grasmatten aus. Manche legen auch nur alte Kunststoffsäcke auf den kalten Lehmboden der Hütte. Darauf legen sich die Kinder schlafen ­– übrigens ohne in einen Pyjama zu wechseln, denn häufig haben sie nur eine Garnitur Kleidung. Geschwister schlafen eng aneinandergeschmiegt, um sich gegenseitig zu wärmen, gegen Morgen kann es auf Höhen von bis zu 3000 Metern empfindlich kalt werden. Daunendecken sind unbekannt, oft haben die Kinder nur ein Baumwolltuch als Zudecke.

Ein Leben lang am Boden zu schlafen ist gesundheitsschädlich und natürlich ist es alles andere als bequem. Matratzen sind deshalb häufig der allererste Indikator für eine beginnende Entwicklung. Arme Familien leisten sich die Liegeunterlagen, nachdem sie durch die Hilfe von Menschen für Menschen ein bescheidenes Einkommen erreichen – Kleinbauern beispielsweise statten wir mit Setzlingen aus und schulen sie, wie sie für die lokalen Märkte produzieren können. In unserem Kinderprojekt in der Grosstadt Debre Berhan bekommen viele der ärmsten Familien von Menschen für Menschen Matratzen und Bettzeug gestellt – damit die Kinder nachts ordentlich schlafen und nicht tagsüber auf den Schulbänken.

 

Alle Land & Leute-Berichte