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Das Meskel-Fest in Äthiopien: Frühlingsgefühle im September

Meskel Fest in Äthiopien: Menschenansammlung

Tausende Menschen kommen auf dem Meskel-Square in Addis Abeba zusammen. Dort gibt es das grösste Freudenfeuer.

Haben Sie Frühlingsgefühle? Im September ist das für Europäer eine merkwürdige Frage. Doch in Äthiopien feiern die Menschen mit dem „Meskel-Fest“ am 27. September die Zeit der erwachenden Natur. Nach den grauen Monaten der Regenzeit freuen sie sich über die Rückkehr von Sonne und Licht – und auf ein geselliges Leben. Jetzt können sie ihre Lieben in anderen Ortschaften wiedertreffen – in der Regenzeit im Juli und August waren die unbefestigten Strassen vielerorts zu wochenlang unpassierbaren Schlammbahnen geworden. Die Bauern bringen nun die Saat aus. Der Regen hat die Pflanzen aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, die ausgedörrten Landschaften sind plötzlich von frischem Grün bedeckt. Vielerorts überzieht ein leuchtend gelber Teppich aus Millionen kleiner Wiesenblumen Berge und Täler. Die „Meskel-Blumen“, die nur in Äthiopien wachsen, sind für die Einheimischen das Symbol für diese Zeit des Aufbruchs. Auf dem Land flechten die Kinder Kränze aus Meskel-Blumen und verschenken sie.

Ursprünglich ist Meskel ein Fest der äthiopisch-orthodoxen Kirche. Es erinnert an die Legende von der Wiederauffindung des „Heiligen Kreuzes“ vor fast 1700 Jahren durch Kaiserin Helena. Am Vorabend versammeln sich die Menschen auf Plätzen, jeder bringt ein Bündel Reisig oder Zweige mit, das zu Freudenfeuern aufgeschichtet wird. Am zentralen Meskel-Platz in der Hauptstadt Addis Abeba kommen Tausende von Menschen zusammen, um das Feuer zu sehen. Aber kleinere Feuer brennen überall in den Stadtvierteln und Dörfern.

Meskel-Fest: Meskelblumen

Meskel-Blumen verwandeln die Landschaft in leuchtende Teppiche.

„Als Festessen gibt es traditionell Kitfo, scharf gewürztes Tatar“, erzählt Getachew Zewdu, als Landesrepräsentant von Menschen für Menschen in Äthiopien für die Projekte verantwortlich. Die meisten Äthiopier würden sich nur zu den grossen Festen wie Ostern oder eben zu Meskel Fleisch leisten, sagt Zewdu. Auch seine Familie komme mit den Nachbarn zusammen, um ein Freudenfeuer aufzuschichten: „Es ist mindestens drei Meter hoch. Wenn der brennende Holzstoss umfällt, ist die Himmelsrichtung wichtig. Viele glauben: Fällt er Richtung Osten, wird die Ernte gut.“ Doch auf diese Tradition allein wolle sich Menschen für Menschen nicht verlassen, sagt der Entwicklungsexperte mit einem Lächeln. „Deshalb versorgen wir die Bauern in unseren Projektgebieten mit Schulungen, Dünger und vor allem mit leistungsfähigem Saatgut: Das garantiert wirklich gute Ernten und Entwicklung für die Menschen.“

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Titelfoto: Daniel Girma Tsige