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«Ich bin stolz auf meine Landsleute»

Der Schweizer Botschafter Daniel Hunn besucht Menschen für Menschen in Äthiopien

Empfang vom Schweizer Botschafter Daniel Hunn in Äthiopien

Auszubildende und Kinder begrüssen Botschafter Daniel Hunn

Daniel Hunn, der Schweizer Botschafter in Äthiopien, war zu Besuch in einem Projekt von Menschen für Menschen. In der äthiopischen Hauptstadt besuchte er ein Kinderheim und eine berufliche Schule für junge Frauen – viele von ihnen hatten zuvor unter teils unmenschlichen Bedingungen in arabischen Ländern gearbeitet. Der Botschafter zeigte sich «tief beeindruckt» von dem Entwicklungsprojekt: «Menschen für Menschen erreicht diejenigen, die Hilfe wirklich brauchen.»

Rund 80 Frauen in grünen Schürzen und Küchenhauben empfingen den Schweizer Botschafter Daniel Hunn in ihrer Lehrküche in einem armen Viertel von Addis Abeba. Die Frauen sind Auszubildende zur Hauswirtschafterin und Köchin in einem Berufsbildungsprojekt von Menschen für Menschen. „Wie viele von Ihnen waren in Arabien?“, fragte Getachew Zewdu, der Landesrepräsentant von Menschen für Menschen. Etwa ein Viertel der Frauen hob die Hände.

Für besonders arme Mütter in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba ist es nichts Ungewöhnliches, ihre Kinder in der Heimat zurückzulassen und legal oder illegal in arabische Staaten zu migrieren, berichtete Getachew Zewdu dem Botschafter, der das Ausbildungsprojekt der Schweizer Stiftung und ihrer lokalen Partnerorganisation Agohelma kennenlernen wollte. «In Arabien arbeiten die Äthiopierinnen meist als Hausangestellte und schicken ihren kleinen Verdienst nach Hause, zu ihren Schwestern oder Eltern, die ihre Kinder erziehen», erklärte Zewdu. «Oft sehen sie ihre Töchter und Söhne viele Jahre lang nicht.»

Kelsang Kone mit Schweizer Botschafter Daniel Hunn

MfM-Geschäftsführer Kelsang Kone (Bildmitte) begleitete den Schweizer Botschafter

Aber es sind nicht nur Heimweh und Sehnsucht nach den Kindern, unter der die äthiopischen Frauen in der Fremde leiden. Oft werden sie von ihren Arbeitgebern ausgebeutet, teils auch sexuell missbraucht. Die ausländischen Arbeiterinnen seien «hilflos ihrem Dienstherrn ausgeliefert», schrieb die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Ausgabe vom 8. Oktober 2019 in einer Reportage aus dem Libanon.

Deshalb kehren viele Äthiopierinnen desillusioniert in die Heimat zurück – wo erneute Perspektivlosigkeit auf sie wartet. «Manche der ärmsten Mütter in Addis Abeba betteln», berichtete Getachew Zewdu. «Andere verrichten Gelegenheitsjobs für einen Hungerlohn. Manche prostituieren sich, um ihre Kinder durchzubringen.» Deshalb hat Menschen für Menschen für diese meist alleinerziehenden Mütter zusammen mit der lokalen Nichtregierungsorganisation Agohelma ein Projekt organisiert: In einem halbjährigen Kurs werden sie von einheimischen Fachleuten zu Köchinnen und Hauswirtschafterinnen ausgebildet. «Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit des Projektes aus?», wollte Botschafter Hunn wissen. «Mit dem Ausbildungsnachweis bekommen die Absolventinnen feste Anstellungen in Hotels, Kantinen, Kindergärten oder Restaurants», antwortete Getachew Zewdu. «In einer Befragung mit 800 Absolventinnen der vergangenen Jahre gaben 87 Prozent an, eine feste Stelle zu haben.»

Kind erhält Zusatznahrung

Unterernährte Kinder erhalten Zusatznahrung.

Menschen für Menschen entwickelt das Programm zusammen mit der äthiopischen Partnerorganisation Agohelma immer weiter. So wurde nun eine Kinderkrippe integriert, damit auch Mütter mit besonders kleinen Kindern die Ausbildung absolvieren können. Eshetu Aredo, Geschäftsführer von Agohelma, dankte dem Botschafter für seinen Besuch und sagte an die Adresse des Schweizer Partners: «Ohne die technische und finanzielle Unterstützung von Menschen für Menschen wären wir nicht in der Lage, viele unserer lebensverändernden Programme durchzuführen.»

Kelsang Kone, Geschäftsführer von Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe Menschen für Menschen, erklärte dem Botschafter die Gesamtstrategie des Schweizer Hilfswerks. «Es geht darum, den ärmsten Familien in städtischen Slums wie auch in abgelegenen Dörfern Lebensperspektiven aufzuzeigen, damit sie in ihrer Heimat menschenwürdig leben können.» Wichtig sei dabei, dass die Projekte mit lokalen Partnerorganisationen gemeinsam entwickelt und auf lokale Bedürfnisse massgeschneidert würden, betonte Kone. Ausserdem sei das Monitoring gewährleistet: «Unsere Fachleute im Büro der Stiftung in Addis Abeba begleiten und kontrollieren die Projekte ständig.»

Neben dem Berufsbildungsprogramm besuchte der Botschafter auch das von Menschen für Menschen unterstützte Kinderheim, wo 34 Waisen aufwachsen. Häufig sind die Eltern der Kinder an der Immunschwäche Aids gestorben. Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch bei einem Ernährungsprogramm. Dort erhalten unterernährte Kinder Zusatznahrung und ihre Mütter Unterricht, wie sie ihre Kinder auch mit wenig Geld ausgewogen ernähren können. Daniel Hunn zeigte sich beeindruckt von dem Besuch in den beiden Projekten: «Als Schweizer Botschafter bin ich stolz darauf, dass so viele meiner Landsleute durch Spenden an Menschen für Menschen Ihre so wertvollen Anstrengungen unterstützen.»

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