Die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz macht es sich zur Aufgabe, auf dem Land wie in den Städten Verelend- ung aufzuhalten und Lebenschancen aufzubauen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Menschen in Äthiopien unterstützen können. Hier finden Sie alle Spendenmöglichkeiten mit konkreten Beispielen.
Wiege der Menschheit, Herkunftsland des Kaffees, reiche Kultur und arme Familien. Über 100 Millionen Menschen leben hier: Auf Besuch in einem widersprüchlichen Land.
Eine Wohnung ohne Bad und Toilette: Wer kann sich das schon vorstellen? Die armen Familien in der Stadt Shewarobit müssen so leben. Ein Zustand, der viel mehr als nur unangenehm ist. Nämlich lebensbedrohlich, vor allem für die kleinsten Kinder. Sie spielen zwischen wild abgelagerten Schlachtabfällen und baden im verseuchten Wasser des einzigen Flusses. Menschen für Menschen Schweiz versucht jetzt die katastrophale Hygienesituation zu verbessern, unter anderem mit dem Aufbau von Sanitäranlagen und einer Müllabfuhr.
Emabet leidet an Krätze – eine der zahlreichen Erkrankungen, die sich aufgrund der mangelnden Hygiene in den Slums rasch ausbreiten können.
Emabets Hände sind übersät mit Bläschen und Pusteln. „Es juckt fürchterlich“, sagt die Zwölf-jährige. „Und ich fühle mich schrecklich, weil mich alle anstarren.“ Das Mädchen ist Opfer eines Krätze-Ausbruchs in der 50’000-Einwohnerstadt Shewarobit, die rund 200 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Addis Abeba liegt. Allein in ihrem Armenviertel gab es innert weniger Tage 42 neue Fälle dieser durch winzige Milben übertragenen Krankheit. Die Parasiten bohren sich in die Haut, legen dort Kot und Eier ab, der Betroffene kratzt sich und bringt Bakterien in die Wunde: So werden die schlimmen Hautverletzungen verursacht.
Sister Senabetsch, Krankenschwester bei der Gesundheitsbehörde, entdeckte die Krankheit von Emabet bei einem ihrer Hausbesuche im Stadtviertel. Die Eltern des Mädchens sind arme Tagelöhner. Eine Behandlung können sie sich kaum leisten. Sie hatten gehofft, die Pusteln würden von selbst verheilen. Sister Senabetsch aber brachte Emabet sofort zum städtischen Gesundheitszentrum: „Wir müssen schnell reagieren, damit sich die Fälle nicht zu einer Epidemie entwickeln!“
Die Krätze ist nur eine von vielen Krankheiten, die in Slums einen idealen Nährboden finden, wo die Menschen eng aufeinander leben, vom Nachbarn nur durch Wellblech, Plastikplanen und dünne Lehmwände getrennt. Viele Menschen haben keinen Zugang zu sanitärer Infrastruktur. Trinkwasser müssen sie bei jenen Bessergestellten überteuert kaufen, die einen Anschluss haben. Aus Geldmangel versuchen ganze Familien mit 20 Liter Wasser am Tag für Kochen und Trinken und Abwaschen auszukommen – an Körperhygiene wird notgedrungen gespart.
Krankenpfleger Elfeneh Gebre-Michaelaus Shewarobit.
Die Folgen sind im Gesundheitszentrum zu beobachten. „Wir behandeln jeden Tag 30 Kinder unter fünf Jahren“, berichtet Elfeneh Gebremichael, einer der Krankenpfleger. „Rund zwei Drittel von ihnen sind krank aufgrund der schlimmen Hygienesituation und der mangelnden Sanitärversorgung.“ Wurmparasiten, Amöbenruhr und Typhus sind an der Tagesordnung.
Wie schlimm die Familien getroffen sind, zeigt ein Besuch bei Mereme Adem, 24, Mutter des vierjährigen Aman und der zweijährigen Zeyneba. Das kleine Mädchen leidet an einem Ausschlag auf dem Kopf, möglicherweise durch einen Hautpilz verursacht, ein häufiges Leiden bei kleinen Kindern in den Armenvierteln. Zeynebas Schädel glänzt wie poliert: Um das Leiden zu mildern, hat Shambel, Meremes Ehemann, seiner Tochter das Haar ganz abrasiert. „Auch klagt Zeyneba über Bauchweh und hat oft Durchfall“, berichtet Mereme, „so wie ihr Bruder Aman auch.“
Mereme Adem wäscht am Fluss von Shewarobit. Auch ihre Kinder baden mangels Alternativen in dem schmutzigen Gewässer.
Ständig müsse sie mit dem kleinen Jungen zur Behandlung, wiederholt sei Lamblienruhr diagnostiziert worden, eine durch ein Geisseltierchen hervorgerufene Erkrankung mit Durchfall. Die Behandlung in einer privaten Gesundheitsklinik kostet Mereme pro Monat durchschnittlich 300 Birr (umgerechnet etwa 13 Franken). Das ist ein beträchtlicher Teil des Familieneinkommens, denn Ehemann Shambel verdient als Tagelöhner nur 60 Birr (zweieinhalb Franken) am Tag. „Aber wir können nicht ans Geld denken, sondern nur daran, dass es unserem Sohn besser geht“, sagt Mereme.
Leider kommen die Gesundheitsprobleme immer wieder, solange die Hygiene in Shewarobit weiterhin so katastrophal bleibt: Es gibt keine funktionierende Müllabfuhr, weshalb der Müll, darunter auch Schlachtabfälle, wild in der Aue des Flusses abgelagert wird. Dort verrichten auch Tausende der Einwohner ihre Notdurft. 30 Prozent der rund 50’000 Einwohner haben keinen Zugang zu Toiletten oder Latrinen und müssen sich im Freien erleichtern: im Hinterhof auf der nackten Lehmerde, an Zäunen, und eben am Fluss. So verwandelt sich das Fliessgewässer zu einer Kloake – in der Mereme und Tausende weitere Mütter mangels Alternativen nicht nur ihre Kleider, sondern auch sich selbst und ihre Kinder waschen.
Menschen für Menschen Schweiz verbessert nun mit einem grossen WASH-Projekt die Situation grundsätzlich. WASH steht für „Wasser, sanitäre Anlagen und Hygiene“. Dies sind die wichtigsten Komponenten:
Auch am Rande der Stadt, im Dörfchen Chore, mauern Arbeiter an einer Toilettenanlage von Menschen für Menschen Schweiz. Dort ist der Untergrund hart und felsig, so dass die Menschen nie Latrinen graben konnten. Natürlich freue es sie, dass die Umgebung jetzt hygienischer werde, sagt Demeke Gonetu, 24, Mutter zweier Buben im Alter von sechs Monaten und sechs Jahren. Bislang hätten die Dorfbewohner ihre Notdurft in einer kleinen Abflussrinne in der offenen Landschaft verrichtet. „Nicht immer kann man warten, bis es dunkel ist. Das ist keine angenehme Sache, denn ich bin ein schüchterner und privater Mensch“, sagt Demeke Gonetu. Damit verweist die junge Bäuerin auf einen Aspekt, der leicht übersehen wird. Toiletten dienen neben allem Gesundheitsnutzen auch einem weiteren wichtigen Zweck: der Würde des Menschen.
Hier sehen Sie einige Bilder zu unserem WASH-Projekt in Shewarobit:
Zum Projekt
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