Die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz macht es sich zur Aufgabe, auf dem Land wie in den Städten Verelend- ung aufzuhalten und Lebenschancen aufzubauen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Menschen in Äthiopien unterstützen können. Hier finden Sie alle Spendenmöglichkeiten mit konkreten Beispielen.
Wiege der Menschheit, Herkunftsland des Kaffees, reiche Kultur und arme Familien. Über 100 Millionen Menschen leben hier: Auf Besuch in einem widersprüchlichen Land.
Kidist Hana und Wagetera sind zwei Dörfer in der Fogera-Ebene in Äthiopien, deren Einwohner im September 2020 eine Katastrophe ereilte: Nach Wolkenbrüchen in den Hanglagen flussaufwärts kam es zu einem schweren Hochwasser in der Ebene. Menschen für Menschen leistete Nothilfe mit Saatgut und Dünger. Nun konnte die Ernte eingebracht werden – sie hatte etwa den zehnfachen Wert der Kosten, die wir für die Nothilfe aufwandten.
Flut in der Fogera-Ebene
Häufig pflanzen die Bauern Reis an und sind auf viel Niederschläge angewiesen. Aber in diesem Jahr stand das Wasser knietief auf den Feldern – und in vielen Häusern. Die meisten Familien retteten sich in höhergelegene Gebiete zu Verwandten.
Doch wie sollte es weitergehen? Völlig mittellos hatten die Familien keine Möglichkeit, Geld für Saatgut aufzubringen. Damit sie wieder Fuss fassen konnten, beschloss Menschen für Menschen insgesamt 880 Familien mit Teff-Saaten und Mineraldünger zu versorgen. Wir gaben im November 2020 eine besonders leistungsfähige Sorte aus, die hohe Ernteerträge versprach.
Teff ist das typische Getreide Äthiopiens und Grundlage des täglichen Fladenbrots Injera: Auf den lokalen Märkten erreicht die Zwerghirse mit ihren winzigen Körnern bessere Preise als andere Getreidearten. Teff ist fast doppelt so teuer wie Weizen und dreimal so teuer wie Mais. Das Getreide konnte im Dezember ausgebracht werden und brauchte nur drei Monate bis zur Ernte. Nach dem Schneiden und Trocknen des Getreides droschen die meisten Familien im Mai 2021 den Teff – auf traditionelle Art. Dabei leihen sich die Nachbarn gegenseitig ihr Vieh. Auf dem Dreschplatz lassen sie die Tiere im Kreis über die Halme gehen.
Pro Kleinbauernfamilie hat Menschen für Menschen rund zehn Franken für Saatgut und zwanzig Franken für den vergleichsweise teuren Dünger aufgewendet. Damit können Parzellen von 2500 Quadratmeter bestellt werden. Auf dieser Fläche war ein Ertrag von 350 Kilogramm Teff häufig. Auf den städtischen Märkten ist die Ernte pro Familie je nach Menge und Qualität rund 350 bis 450 Franken wert: Man kann sagen, bei einem Einsatz von 30 Franken pro Familie brachte die Nothilfe-Aktion mehr als die zehnfache Frucht.
350 Franken sind viel Geld für die Menschen in Fogera, wo Tagelöhner und Hilfsarbeiter teilweise nicht mehr als 25 bis 50 Franken im Monat verdienen. Das sagen die Betroffenen zu unserer Aktion:
Tamiru Agedew, 55, beim Dreschen seiner Teff-Ernte
Die Flut überschwemmte meine Felder und mein Haus. Ich konnte kein Futter für meine Kuh heranschaffen und musste sie verkaufen. Es war schrecklich.
Die Fluthilfe hat uns davor bewahrt, in eine Stadt zu ziehen, in der Hoffnung, dort überleben zu können. Der Wegzug vom Land wäre eine sehr schwierige Erfahrung für meine Kinder geworden und für mich und meine Frau sicherlich auch. Denn wir waren unser Leben lang Bauern. Und wir sind schon alt. Wer würde uns in der Stadt Arbeit geben? Von was würden wir leben?
Aber nun haben wir Hoffnung, dass wir auf unserem Hof bleiben können. Ich habe das Vieh der Nachbarn ausgeliehen, damit ich den Teff dreschen kann. Die Ernte ist gut.
Wondie Haile, 50, Vater von vier Töchtern, mit einem Teil seiner Familie
Ohne die Saatguthilfe hätte ich zwei Möglichkeiten gehabt. Die erste: Ich hätte mein Land an einen anderen Bauern geben können. Der Pächter muss mit dem Besitzer des Landes nach alter Sitte die Ernte hälftig teilen – das wäre aber zu wenig für uns gewesen.
Die andere Möglichkeit: Ich hätte Geld für Saatgut borgen müssen. Aber die privaten Geldverleiher nehmen sehr hohe Zinsen, teils von hundert Prozent. Es wäre sehr schwierig gewesen, so einen Kredit zurückzuzahlen.
Kein Zweifel: Ohne die Saatgut-Hilfe hätte ich die Wahl zwischen zwei schlechten Möglichkeiten gehabt und wir wären Hungerzeiten entgegengegangen. Ich werde das meiste der Ernte verkaufen und Mais, Peperoni, Reis und Hirse kaufen. Und die Kinder brauchen dringend neue Kleider.
Mintamir Yimer, 40, alleinerziehende Mutter von drei Kindern
Was für ein schreckliches Erlebnis! Die Flut nahm mir sieben Mutterschafe, drei Lämmer, sechs Hähne, vier Hühner und neun Küken. Ausserdem die Reissaat auf einem halben Hektar. Kurzum: mein ganzes Vermögen.
Wir litten bereits Hunger und zunächst flohen wir in ein nahegelegenes Dorf zu Verwandten und flehten sie um Hilfe an. Nur wegen des Saatguts von Menschen für Menschen kehrten wir zurück. Ich bin nicht ohne Hoffnung, aber es überfällt mich grosse Sorge, wenn ich an die Zukunft denke.
Wir haben bereits die gesamte Ernte gedroschen und die Spreu vom Korn getrennt. Wir haben 350 Kilogramm Teff. Ich werde alles verkaufen und billigeres Getreide kaufen, neben Kleidung und Schulmaterial.
Birhanu Assefa, 38, Vater einer Tochter und vier Knaben, auf dem Dreschplatz mit seiner Familie
Ich war verzweifelt, als die Flut mein 1,5 Hektar grosses Reisfeld zerstörte. Ich verlor auch einen Ochsen und zwei Schafe aufgrund von Futtermangel. Für mein Familie war es eine Frage von Leben und Tod.
Die Hilfe erreichte uns zu einem kritischen Zeitpunkt, als wir sie am meisten brauchten: Ohne das Saatgut hätte ich in diesem Jahr nicht geerntet.
Es ist klar, was das bedeutet hätte: Hunger, Krankheit, vielleicht hätten wir unser Leben verloren. Aber nun konnten wir neue Hoffnung schöpfen und hier auf unserem Hof bleiben.
Ich habe 350 Kilogramm Teff geerntet. Ich rechne mit 13’000 Birr Erlös für das Getreide. Sicherlich kann ich auch das Stroh für 1000 Birr verkaufen, also erziele ich 14’000 Birr (umgerechnet 290 Franken). Das ist viel Geld. Ich werde vor allem günstigen Mais kaufen, um meine Kinder zu ernähren.
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