Spenden

Ein gutes Daheim für alle Kinder

Ohne Eltern – aber nicht allein

Kelsang Kone

Liebe Leserin, lieber Leser

Manchmal verändert ein Moment das Leben für immer. Abebech Gobena erlebte diesen Augenblick im Jahr 1980, als Äthiopien eine schlimme Hungersnot erlebte. Sie sah am Wegesrand eine tote Frau. Der Säugling suchte die Brust der toten Mutter.

Dieses Erlebnis wurde zum Schicksal von Abebech Gobena, einer einfachen Frau aus dem Volk. Sie nahm den Säugling zu sich – und in den kommenden Monaten zwanzig weitere Waisen. Die ersten Jahre waren schwer. Abebech Gobena verkaufte ihren Besitz, um die Kinder zu versorgen.

«Im Jahre 1991 bekam ich Besuch von Karlheinz Böhm», erzählte sie später in einem Interview. «Seither hat Menschen für Menschen mit seiner stetigen Unterstützung das Fundament für mein Heim gelegt.»

Am 4. Juli verstarb die 86 Jahre alte Wohltäterin an einer Corona-Infektion. Unter grosser Anteilnahme der Menschen in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba wurde sie beigesetzt.

Wir werden ihr Werk fortführen und den bedürftigsten Kindern in Äthiopien weiter eine Kindheit in Geborgenheit bieten.

Ihr Kelsang Kone,
Geschäftsführer Menschen für Menschen


Weihnachten in Äthiopien

Traditionell gibt es keine Geschenke. Alles dreht sich um das Zusammensein im Kreis der Familie. In den vergangenen Jahren haben sich Plastikbäume verbreitet. Auch im Heim freuen sich viele Kinder auf das Schmücken des Baums und auf das Festessen. Es gibt Injerra (Fladenbrot) mit Gemüse und gegrillten Fleischstücken. Die Mädchen ziehen sich traditionelle Kleidung an, tanzen und singen alte Lieder.

Mädchen in festlicher Kleidung

An Weihnachten tragen die Mädchen die traditionelle Festkleidung aus ungefärbter Baumwolle und singen und tanzen

Portrait von Mädchen Kidist

«Ich wünsche allen Menschen Frieden»

«Ich mag das Leben hier sehr. Ich kann Weihnachten kaum erwarten: Wir tanzen und spielen und haben so viel Spass! Ich will Psychologin werden und den Menschen helfen. Neulich war eine meiner Schwestern traurig, weil sie Streit in der Schule hatte. Ich sagte ihr, dass sie nichts verliert, wenn sie verzeiht. Was mich selbst stresst, ist der Mangel an Frieden. Ich wünsche Äthiopien und allen Menschen Frieden!»
Kidist, 14 Jahre


Mädchen Yemisratch mit Plüschtieren im Hintergrund

«Am Heim mag ich besonders, dass ich ein Kuscheltier habe. Wenn ich gross bin, möchte ich Lehrerin werden. Ich mag meine Kindergartenlehrerin sehr!»
Yemisratch, 5 Jahre


Alazar lachend im Kinderheim

«Ich mache gerne Witze und wenn die anderen lachen, freue ich mich. Ich möchte Wissenschaftler werden – und die ganze Welt studieren!»
Alazar, 12 Jahre


Junge Orion am Tisch
«Ich spiele gerne Ball mit den anderen und mag die Zeichentrickfilme im Fernsehen. Wenn ich gross bin, möchte ich Doktor werden und meine Adaye* behandeln.»
Orion, 5 Jahre

Betreuerin Aberach mit Kind im Arm

«Die Kinder nennen mich Adaye, das heisst Mutter. Ich bin ihnen sehr nah. Viele von ihnen wurden von ihren Eltern ausgesetzt. Wenn sie in die Pubertät kommen, fragen die Kinder nach ihrer Herkunft. Sie machen viel durch. Umso mehr Liebe brauchen sie.»
Betreuerin Aberach Tulu, 55 Jahre


Armut macht Kinder zu Waisen

Armut ist die eigentliche Ursache unzähliger Todesfälle von Eltern in Äthiopien: Unter anderem fordern Malaria, Tuberkulose und unbehandelte Lungeninfektionen hunderttausende Opfer. Viele Eltern sind an Aids gestorben, auch einige der Kinder im Heim sind mit HIV infiziert. In Äthiopien erleidet etwa jedes zehnte Kind den Verlust seiner Mutter, seines Vaters oder gar beider Eltern.

Kindheit bewahren

Auf dem Land werden Waisen traditionell von Verwandten aufgenommen. Aber in den Städten leben viele Kinder ohne Verwandtschaft. Ohne unsere Hilfe würden manche der Waisen als Strassenkinder oder Kinderarbeiter enden.

Eine Insel in Lärm und Staub

Das Heim ist wie eine Insel in Lärm und Staub der Millionenstadt Addis Abeba. Eine Pergola mit Weinlaub spendet Schatten, an den Wänden ranken sich Rosenstöcke empor und in einer Ecke haben Betreuerinnen ein wenig Körner ausgestreut, um Singvögel anzulocken. Man hört Lachen und helle Stimmen. Einige Mädchen machen Klatsch- und Hüpfspiele. Jemand hat einen Papierkorb an einen Pfahl gehängt – dort spielen einige Kinder Basketball.

Viele Findelkinder

Es kommt häufig vor, dass kranke und verzweifelte Mütter ihre Säuglinge an Kirchen oder belebten Plätzen zurücklassen. Auch unter den Kindern in unserem Heim sind immer wieder Findelkinder. Über die Jahrzehnte hat das Heim 600 Waisen zu einem guten Start ins Leben verholfen.


Mädchen Selam beim Spieleen

«An Weihnachten mag ich besonders das Essen. Wir bekommen gegrilltes Fleisch und Cola. Wenn ich gross bin, möchte ich Schauspielerin werden.»
Selam, 7 Jahre

*«Adaye», zu deutsch «Mutter», so nennen die Kinder die Betreuerinnen im Heim.