Die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz macht es sich zur Aufgabe, auf dem Land wie in den Städten Verelend- ung aufzuhalten und Lebenschancen aufzubauen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Menschen in Äthiopien unterstützen können. Hier finden Sie alle Spendenmöglichkeiten mit konkreten Beispielen.
Wiege der Menschheit, Herkunftsland des Kaffees, reiche Kultur und arme Familien. Über 100 Millionen Menschen leben hier: Auf Besuch in einem widersprüchlichen Land.
„Hier lebe ich mit meinem kleinen Sohn“, sagt Wubesched Zaude und öffnet die Tür. Im Halbdunkel sitzen ein Dutzend Männer auf Bänken, vor sich Flaschen mit einer klaren Flüssigkeit. Es riecht scharf nach hochprozentigem Alkohol: In der Spelunke wird selbst gebrannter Schnaps angeboten. Der ältere Herr deutet auf ein Bett in der Ecke des Schankraums und sagt: „Dort wohnen wir.“
Vater und Sohn machen im Schankraum Hausaufgaben.
WUBESCHED ZAUDE, 75 JAHRE ALT, pensionierter Lehrer, lebt mit seinem achtjährigen Sohn Million im Schankraum einer Fuselkneipe auf zwei Quadratmetern. Hinter einem Vorhang steht sein Bett, in dem er mit seinem Sohn schläft. Seine Habseligkeiten liegen in Pappkartons unter dem Bett und hängen an einer Stange darüber. Zum Glück muss er keine Miete bezahlen. Die Gaststätte in der Grossstadt Debre Berhan gehört der Familie seiner Schwester, deshalb fand er hier Unterschlupf. Er hat kein Geld, sich etwas Besseres zu leisten, denn mit seiner Lehrerpension von 500 Birr im Monat (22 Schweizer Franken) kommt er nicht weit.
Wubesched Zaude hat fünf Kinder. Aber bis auf den Nachzügler Million sind sie alle schon erwachsen und in die Hauptstadt gezogen, um sich dort durchzuschlagen. Als seine Frau vor sechs Jahren starb, stand Wubesched mit dem kleinen Million plötzlich alleine da.
Million möchte Pilot bei „Ethiopian Airlines“ werden. Der Achtjährige lernt fleissig und sein Vater hilft ihm bei den Hausaufgaben. Doch die Augen wollen nicht mehr mitmachen. Wubesched kann die Zahlen und Buchstaben im Halbdunkel der Schankstube kaum noch erkennen. „Wenn mein Sohn es einmal besser haben soll, geht das nur über Bildung“, erklärt er. Deshalb bezahlt er einem Studenten 100 Birr (4.40 Franken), damit er Million mit Nachhilfe unterstützt – das ist ein Fünftel seines Einkommens. Er spart sich das Geld vom Mund ab: „Ich habe nur noch ein Ziel im Leben. Ich möchte ein guter Vater sein und ihm jede Fürsorge geben.“
Späte Bürde: Mit 75 Jahren ist Wubesched Zaude alleinerziehend.
Doch das ist schwer, wenn man kaum Geld hat. Deshalb konnte der Vater auch den juckenden Ausschlag auf dem Kopf des Jungen lange nicht behandeln lassen. Aber nun soll alles Schritt für Schritt einfacher werden, denn Menschen für Menschen Schweiz hat Million in sein Projekt aufgenommen: Die 1000 ärmsten Kinder in der Stadt werden vielfältig und individuell gefördert. Million erhielt bereits eine medizinische Behandlung gegen seinen Hautausschlag im städtischen Krankenhaus und er bekam Schulmaterialien.
Sein Vater wurde Mitglied in einer Selbsthilfegruppe. Dort versammelt die Schweizer Stiftung die ärmsten Eltern der Stadt, zumeist sind das alleinerziehende Mütter. Die Sozialarbeiter von Menschen für Menschen Schweiz schulen die Mitglieder in Hygiene- und Erziehungsfragen und den Grundlagen des Sparens und Wirtschaftens. Wenn sie eine überzeugende Geschäftsidee präsentieren, stellt ihnen die Stiftung Kleinkredite zur Verfügung. Auch Wubesched Zaude hat bereits einen Kredit über umgerechnet 70 Schweizer Franken erhalten. Er hat begonnnen, mit Hühnern zu handeln. Bauersfrauen vom Land bringen ihm das Geflügel. Wubesched verkauft es einzeln und mit einem Aufschlag weiter: „So kann ich mein bisheriges Einkommen verdoppeln.“ Den Namen Million hat der Vater seinem Sohn nicht von ungefähr gegeben: So wünschte er dem Neugeborenen auf seinem Lebensweg wachsenden Wohlstand. „Künftig wird mein Sohn besser essen und er wird gesünder sein. Und wir werden umziehen und eine eigene Wohnung mieten“, freut sich Wubesched. Und wer weiss, vielleicht schafft es Million mit Fleiss und guten Noten tatsächlich von der Schankwirtschaft bis ins Cockpit eines Flugzeugs? „Ich werde alles tun, um ihm einen guten Start ins Leben zu verschaffen“, sagt sein Vater.
Ohne Hilfe von aussen haben die 1000 ärmsten Kinder in der Grossstadt Debre Berhan keine Chance. Ihre Eltern sind bettelarm. Wir wollen, dass die Kinder Lebensperspektiven erhalten.
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