Die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz macht es sich zur Aufgabe, auf dem Land wie in den Städten Verelend- ung aufzuhalten und Lebenschancen aufzubauen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Menschen in Äthiopien unterstützen können. Hier finden Sie alle Spendenmöglichkeiten mit konkreten Beispielen.
Wiege der Menschheit, Herkunftsland des Kaffees, reiche Kultur und arme Familien. Über 100 Millionen Menschen leben hier: Auf Besuch in einem widersprüchlichen Land.
MfM-Landesrepräsentant Getachew Zewdu: „Wir sind sehr besorgt.“
Das Corona-Virus hat nach Europa auch Äthiopien erreicht – und stellt das Land aufgrund seiner Armut vor noch grössere Herausforderungen als Europa. Unser Landesrepräsentant Getachew Zewdu berichtet aus Addis Abeba über die aktuelle Situation.
Nach dem Auftreten der ersten Corona-Fälle hat die äthiopische Regierung alle Schulen und Universitäten geschlossen. Doch während in der Schweiz digitaler Unterricht über Online-Plattformen möglich ist, kann Äthiopien davon nur träumen. Die Kinder haben keinen Zugang zum Internet und Laptops schon gar nicht. Also sind sie zur Langeweile verurteilt. Die 34 Kinder in unserem Waisenheim in Addis Abeba sind besser dran. Nachmittags bieten ihnen unserer Betreuer immer «Tutorials» an, also Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe. Dieser Stützunterricht in kleinen Gruppen innerhalb des Kinderheims läuft nun verstärkt weiter.
«Homeoffice» ist in Äthiopien eine ferne Realität. Vielerorts haben Angestellte keine Laptops, sondern alte Desktop-Computer, die man nicht einfach mit nach Hause nehmen kann. Also zwängen sie sich weiterhin in engen Sammeltaxis zusammen, um zur Arbeit zu kommen. Zwar hat die Regierung zusätzliche Busse bereitgestellt, aber trotzdem sind die vielen Menschen in vielen Bussen eng aufeinander – der öffentliche Transport ist einfach überlastet.
Büroangestellte sind sowieso nur eine Minderheit. Das Gros der Arbeitskräfte schlägt sich als Tagelöhner durch – beim Unkraut jäten in der Landwirtschaft, als Wäscherinnen in der Nachbarschaft, als Hilfsarbeiter auf dem Bau, als Träger auf dem Markt. Zuhause bleiben ist für all diese Menschen überhaupt keine Option. Sie leben von der Hand in den Mund, ohne Arbeit würden sie nach wenigen Tagen hungern.
Pro Person vier Quadratmeter: Ein Slumviertel in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba.
Zumal wir, etwa in der Grossstadt Debre Berhan, bereits Panikkäufe sehen: Die Menschen kaufen vor allem Teff und anderes Getreide, Speiseöl, Reis und Seife. Noch laufen die Märkte normal, viele Menschen haben gar kein Geld, um zu hamstern. Aber auf Dauer ist die Lage für besonders arme Familien bedrohlich: Wenn die Preise auf den lokalen Märkten steigen, können sie sich noch weniger leisten als jetzt schon.
Es ist wichtig, dass unser Ernährungsprogramm für Kleinkinder weiterläuft: In Addis Abeba bieten wir 150 unterernährten Kleinkindern proteinreiche Zusatznahrung an. Bei wöchentlichen Gemeinschaftsessen unterrichten wir die Mütter in Ernährungsfragen und Hygiene. Bei diesen Mahlzeiten sitzen die Mütter nun weit voneinander entfernt und wir informieren sie, wie sie sich und ihre Kinder vor viraler Ansteckung schützen.
Allerdings besorgt uns sehr, dass das «Social Distancing» in den Armenvierteln besonders schwierig bis unmöglich ist. Ganze Familien leben dort in einem oder zwei kleinen Räumen. Im Schnitt kommen auf jeden Bewohner vier Quadratmeter Wohnfläche. Die Kinder sind auf der Gasse, laufen mit ihren Freunden in die Häuser der Nachbarn.
Bessere Hygiene in den Slums: Menschen für Menschen stellt den Familien auch Wassertanks zur Verfügung.
Viele Haushalte haben keinen eigenen Wasseranschluss, die Menschen tragen ihr Trinkwasser in Kanistern nach Hause. In der Grosstadt Debre Berhan, wo wir 1000 Kindern in den Slums umfassend helfen, ist Hygiene ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Alle Familien bekommen regelmässig ein Stück Seife, weil nicht einmal dafür Geld im Haus ist. Und wir haben an die Familien Plastiktonnen mit Wasserhahn verteilt – so haben sie nun wenigstens die Möglichkeit für eine vernünftige Handhygiene.
In der äthiopischen Kultur gibt es sehr viel Körperkontakt. Beispielsweise gibt man sich zur Begrüssung nicht nur die Hand, sondern berührt sich auch zusätzlich mit den rechten Schultern. Ein Zeichen von Freundschaft ist es, Hand in Hand spazieren zu gehen, auch unter Männern. Es ist wichtig, dass unsere Sozialarbeiterinnen nun darüber aufklären, dass es unentbehrlich ist, Abstand zu halten, um das Virus zu stoppen.
Doch angesichts der Nachrichten aus Italien und Europa ergreift uns in Äthiopien grosse Besorgnis – wenn selbst die hochentwickelten Länder in katastrophale Zustände geraten, wie wird es erst unseren armen Familien ergehen in der Enge der Slums?
Wir wollen mit aller Kraft dazu beitragen, dass die Corona-Krise in Äthiopien möglichst klein bleibt. Wir müssen jetzt einfach von Tag zu Tag arbeiten, uns auf die Situation einstellen und hoffen, dass die Lage beherrschbar bleibt.
In den Slums sorgen wir für bessere Hygiene. Dadurch werden Infektionskrankheiten eingedämmt. Helfen Sie mit!
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