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Corona-Krise: «Für uns sind alle Türen zu»

Tigist Amsalu hat zwei Söhne (Yeabsira, 14, und Fitsum, 8) und eine Tochter (Gelila, 6). Ihr Mann hat keine Ausbildung und arbeitet als Aushilfsmaler. Weil die Familie extrem arm ist, erhielt Tigist die Chance, sich im halbjährigen Programm von Menschen für Menschen zur Hauswirtschafterin ausbilden zu lassen. Der Unterricht findet halbtags statt, damit die 144 Teilnehmerinnen auch weiter einer Erwerbsarbeit nachgehen können: Viele schlagen sich als Tagelöhnerinnen und mit Gelegenheitsjobs als Wäscherinnen oder Haushaltshilfen durch, meist für Löhne von einem Franken pro Tag. Während des Unterrichts haben sie einen Verdienstausfall, den Menschen für Menschen mit 600 Birr im Monat kompensiert, umgerechnet etwa 17 Franken. Aufgrund der Corona-Krise und des von der Regierung verhängten Ausnahmezustandes muss die Ausbildung zwischenzeitlich unterbrochen werden. Menschen für Menschen zahlt die monatliche Erwerbsausfallsentschädigung weiter aus – als Nothilfe: Für manche der Auszubildenden ist die Pauschale jetzt ihr einziges Einkommen, wie Tigist Amsalu berichtet.

 

Tigist vom Cash Aid-Programm

Tigist Amsalu: „Hoffentlich ist die Corona-Krise bald vorbei!“

Tigist Amsalu, welcher Arbeit gingen Sie nach, bevor Sie die Ausbildung bei Menschen für Menschen begannen?

Ich habe als Kleinhändlerin auf dem Strassenmarkt Gemüse und Waren des täglichen Bedarfs angeboten. Doch ich hatte keine Genehmigung und die Polizei vertrieb mich. Also musste ich mir etwas anderes einfallen lassen.

Nämlich?

Ich frittierte Kartoffeln und bot sie auf der Strasse an. Damit machte ich abends und am Wochenende während meiner Ausbildung bei Menschen für Menschen weiter. Aber jetzt läuft das nicht mehr.

Warum?

Weil mir in diesen Corona-Zeiten kaum noch jemand etwas abkauft. Die Leute haben Angst vor der Krankheit.

Haben Sie eine andere Möglichkeit, Geld zu verdienen?

Für uns sind alle Türen zu. Mein Mann erledigt Malerarbeiten, wenn er einen Auftrag bekommt. Aber in diesen Zeiten lässt niemand einen Fremden in seine Wohnung.

Frau erhält Bargeld aufgrund von Corona-Krise

Die Unterstützung wird mit beiden Händen übergeben: In der äthiopischen Kultur ist das eine Geste der Wertschätzung.

Die Schulen sind geschlossen. Wie geht es den Kindern?

Sie lernen zu Hause. Aber es ist sehr schwer. Besonders für Yeabsira, meinen Ältesten. Er liebt Tauben. Er bastelte einen kleinen Käfig und hielt einige Tauben, die er eingefangen hatte, in unserem winzigen Innenhof. Vor einer Woche kamen Polizisten und zerstörten den Käfig. Die Tauben flogen davon. Sie sagten, es sei illegal, Tauben zu halten. Mein Sohn schrie sie an, sie schlugen ihn mit ihren Knüppeln. Er hörte gar nicht mehr auf zu weinen.

Haben sie wenigstens genug zu essen?

Niemand in der Familie hat heute ein Frühstück bekommen. Deshalb bin ich auch so froh über die Unterstützung, die wir von Menschen für Menschen erhalten.

Wofür werden Sie die Erwerbsausfall-Entschädigung verwenden?

Es nützt nichts, sie in meinen Kartoffel-Imbiss zu investieren, es kommen keine Kunden. Ich muss das Geld für Lebensmittel verwenden, damit die Kinder keinen Hunger mehr haben.

Was kann die Situation verbessern?

Dass die Corona-Krise endlich vorbei ist und meine Ausbildung weitergeht. Sie ist meine einzige Hoffnung. Am liebsten backe ich Kuchen. Mein Traum ist es, eigene Kuchen im Strassenverkauf anzubieten. Ich glaube, dass dieses Geschäft profitabel wird. Meine Zukunft ist hell, ich werde arbeiten und aus meinem schrecklichen Leben ein gutes Leben machen. Ganz sicher.

 

Helfen Sie den ärmsten Familien in Äthiopien. Jetzt in der Corona-Krise und danach:

  • Mit rund 50 Franken Erwerbsausfall-Hilfe unterstützen Sie eine Auszubildende in der Corona-Krise drei Monate lang, damit sie Essen für ihre Familie kaufen kann.
  • Mit rund 300 Franken ermöglichen Sie einer Frau eine halbjährige Ausbildung zur Hauswirtschafterin und Köchin und damit zu einer gesicherten Zukunft für sich und ihre Familie.

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