Die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz macht es sich zur Aufgabe, auf dem Land wie in den Städten Verelend- ung aufzuhalten und Lebenschancen aufzubauen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Menschen in Äthiopien unterstützen können. Hier finden Sie alle Spendenmöglichkeiten mit konkreten Beispielen.
Wiege der Menschheit, Herkunftsland des Kaffees, reiche Kultur und arme Familien. Über 100 Millionen Menschen leben hier: Auf Besuch in einem widersprüchlichen Land.
Obwohl Bäuerin Aberesh und ihr Mann hart arbeiten, hatte ihre Familie bislang keine Chance, aus ihrem Leben in Mangel und Hunger auszubrechen. Ihr Feld ist klein und das Saatgut erhielten sie nur zu empörenden Wucher-Bedingungen. Erst durch die Hilfe von Menschen für Menschen Schweiz kann sich die Familie jetzt aus der Armutsfalle befreien.
EIN ABSURDES GEDANKENSPIEL: Ein Schweizer Bauer geht zu seiner Bank, er braucht einen Kredit für Saatgut. Der Banker sagt: „Kein Problem, aber als Zins verlangen wir die Hälfte Ihrer Ernte!“ In der Schweiz wäre dieses Geldgeschäft illegal und unvorstellbar, doch in Äthiopien ist es bittere Realität – ausgerechnet für die ärmsten Familien. Gerade die Menschen, die am meisten ums Überleben kämpfen, müssen auf empörenden Wucher eingehen.
Aberesh mit Ehemann und Sohn Amanuel vor ihrer Rundhütte: „Künftig werden wir nicht mehr hungern.“
Aberesh Gemede, 35, ist Bäuerin im Dorf Gungua Badia im Distrikt Abaya im Süden des Landes. Mit ihrem Mann Zelalem hat sie drei Söhne und zwei Töchter. Sieben Menschen müssen von der Ernte eines Ackers leben, der deutlich kleiner ist als ein Fussballfeld. Die Familie ernährt sich von Süsskartoffeln, Zuckerrüben, aber hauptsächlich von Mais. Bislang gab es nie genug, obwohl die Familie das Essen streng rationierte: An den meisten Tagen im Jahr fiel eine Mahlzeit aus. Oft bettelte Amanuel, 10, der Jüngste, um Essen. „Es ist schrecklich, wenn dein eigenes Kind um Essen fleht“, sagt Aberesh. „Manchmal ging ich aus dem Haus ins Feld und versteckte mich dort regelrecht, weil sein Klagen so schmerzte und ich es nicht ertragen konnte.“
Natürlich liess sich die Mutter oft erweichen und gab den Kindern dann doch etwas, wenn sie nach Essen erlangten und verzichtete dafür selbst. Bis zur nächsten Aussaat war aller Mais schon lange aufgebraucht – und kein Rappen im Haus, um Saatgut zu kaufen.
Mit einem kleinen Bankkredit wäre ihr aus dieser misslichen Lage geholfen. Die Banken, die es nur in den Städten gibt, geben Hungerleidern keine Chance. Aberesh und ihr Mann besitzen eine Hütte aus Lehm, ein paar Werkzeuge und die Kleider, die sie am Leib tragen – Sicherheiten können sie keine bieten.
Deshalb kann die Familie nur bei wohlhabenden Bauern und Händlern im Dorf Naturalien leihen: Sie bekommt von dem Gläubiger die Mais-Saaten gestellt, die sie auf ihrem Feld ausbringt. Im Gegenzug muss Abereshs Familie einige Monate später die Hälfte der Ernte abgeben. Gewöhnlich erntet sie auf dem Feld 700 Kilogramm Mais – von dem 350 Kilogramm bei dem gängigen Geschäft direkt an den Gläubiger gehen.
Aller Fleiss reichte nicht: Abereshs Kinder hungerten. Doch jetzt schaut sie besseren Tagen entgegen.
ZU WENIG VORRAT Auf dem lokalen Markt hat die abgegebene Menge einen Wert von umgerechnet rund 100 Franken. Das ist sehr viel Geld in der abgelegenen Region, in der ein Arbeiter als Tagelohn einen bis zwei Franken erhält. Vor allem aber hatte die Familie durch die Wucher-Abgabe immer zu wenig Vorräte und musste deshalb im Laufe des Jahres hungern. Menschen für Menschen Schweiz hat Abereshs Familie und Hunderte ebenso armer Familien im Distrikt Abaya nun aus dieser Schulden- und Armutsfalle befreit: Über eine Bauernkooperative erhielt sie von der Schweizer Stiftung finanzierte verbesserte Mais-Saaten, Kunstdünger und Bohnen-Setzlinge.
Gerade in Entwicklungsländern sind Bohnen und andere Hülsenfrüchte ein wichtiger Eiweiss-Lieferant gegen Mangelernährung. Ausserdem können Mais und Bohnen gemeinsam angepflanzt werden: Die Bauern produzieren auf gleicher Fläche grössere Ernten. Die Bohnen bewahren den Boden vor Auslaugung, weil sie dafür sorgen, dass Stickstoff aus der Luft im Boden angereichert wird. Dadurch wächst auch der Mais besser, und die Bauern müssen nicht so viel Dünger einsetzen. Die früher reifen Bohnen vermeiden Nahrungsmangel in den Familien, bis auch der Mais geerntet werden kann.
Durch das verbesserte Saatgut und den Düngereinsatz kann Abereshs Familie eine viel reichere Ernte erwarten – nämlich rund eine Tonne Mais. „Das Beste aber ist, dass wir nicht mehr die Hälfte davon an einen Gläubiger abgeben müssen“, freut sich die Bäuerin.
Menschen für Menschen Schweiz versteht die Hilfe nicht als Almosen, sondern als Anschub einer besseren Existenz. Die Bauern müssen den Wert von Saatgut und Dünger zu einem vergleichsweise niedrigen Zins von sechs Prozent im Jahr zurückzahlen. Das Geld geht an die Bauernkooperative, die Rückzahlungen ermöglichen neue Kredite an weitere bedürftige Bauern: So ziehen die positiven Wirkungen immer weitere Kreise. Bewusst werden die Frauen in den Familien als Empfängerinnen der Hilfen ausgewählt, um ein Zeichen gegen ihre traditionelle Benachteiligung zu setzen.
Durch die grössere Ernte mache es vergleichbar wenig Mühe, die Schulden für die erhaltenen Mittel an die Kooperative zurückzuzahlen, sagt Aberesh. „Einen Teil der Ernte können wir sogar verkaufen, um damit Kleider und Schuhe für die Kinder zu kaufen. Und vielleicht reicht es schon nach der ersten Ernte auch noch für den Kauf einer Ziege.“ Am allerwichtigsten sei aber die Befreiung aus den Wucher-Abgaben, betont Aberesh: „Ich fühle mich jetzt frei und glücklich.“
WARUM WIR HELFEN
Zu viele Kinder, zu kleine Felder: Obwohl die Landschaft grün und üppig erscheint, hat eine durchschnittliche Familie in den Distrikten Abaya und Gelana die Hälfte des Jahres nicht genug Nahrung zur Verfügung. Die Bauern brauchen Impulse und neues Wissen, um nachhaltiger zu wirtschaften und eine menschenwürdige Existenz in ihrer Heimat aufbauen zu können.
AKTIVITÄTEN:
© 2022 Menschen für Menschen