Die Stiftung Menschen für Menschen Schweiz macht es sich zur Aufgabe, auf dem Land wie in den Städten Verelend- ung aufzuhalten und Lebenschancen aufzubauen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie die Menschen in Äthiopien unterstützen können. Hier finden Sie alle Spendenmöglichkeiten mit konkreten Beispielen.
Wiege der Menschheit, Herkunftsland des Kaffees, reiche Kultur und arme Familien. Über 100 Millionen Menschen leben hier: Auf Besuch in einem widersprüchlichen Land.
Zürich/Addis Abeba, 5. Juli 2021. Im Alter von 83 Jahren ist Abebech Gobena, langjährige Wegbegleiterin unseres Gründers Karlheinz Böhm und Projektpartnerin von Menschen für Menschen, in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba verstorben. Anfang Juni war bei der Philanthropin eine Corona-Infektion nachgewiesen worden. Die «Mutter Teresa Afrikas» wurde daraufhin in ein Krankenhaus eingeliefert und beatmet. Nun erreicht uns die traurige Nachricht von ihrem Tod.
Manchmal verändert ein Moment das Leben für immer. Abebech Gobena erlebte diesen Augenblick, als sie mit 42 Jahren eine Pilgerreise in den Nordosten Äthiopiens unternahm: Im Jahr 1980 befand sich Äthiopien im Griff einer der verheerendsten Hungersnöte seiner Geschichte. Abebech Gobena, eine gläubige Christin, sah am Wegesrand eine tote Frau. Ihr Baby lag noch an ihrer Brust.
Abebech Gobena – die Mutter Teresa Afrikas ist am 4. Juli 2021 verstorben
In einem Interview mit dem Sender CNN schilderte Abebech Gobena 30 Jahre später, wie sie mit einem der Männer sprach, die mit der Abholung der Leichen beauftragt waren. «Der Mann sagte: Ich warte darauf, dass auch das Kind stirbt, damit ich beide Leichen abholen kann. Ich kann es nicht ertragen auch das Baby mitzunehmen, solange es noch lebt.» Das Kind sterben zu lassen, dies wiederum konnte Abebech Gobena nicht ertragen: Sie nahm das kleine Mädchen in ihre Arme und mit nach Addis Abeba.
Es folgten bald weitere Kinder. Bis Ende 1980 hatte Abebech Gobena 21 Waisen aufgenommen. «Es war eine schreckliche Hungersnot. Die damalige Regierung wollte nicht, dass die Not öffentlich bekannt wird. Also musste ich so tun, als ob die Kinder meine wären und sie herausschmuggeln», berichtete Abebech Gobena bei CNN.
Sie stammte selbst aus sehr armen Verhältnissen. Ihr Vater kam während der Besetzung durch das faschistische Italien ums Leben, das Mädchen wuchs bei den Grosseltern auf. Bereits mit elf Jahren wurde sie verheiratet, doch sie floh vor der Zwangsehe nach Addis Abeba. Viele Jahre arbeitete Abebech Gobena als einfache Angestellte in einer Kaffeehandelsfirma. Sie heiratete erneut, die Ehe blieb kinderlos. Als sie die zahlreichen Waisen aufnahm, stellte ihr Mann ihr ein Ultimatum: «Entweder die Kinder oder ich.»
Karlheinz Böhm lernte die Philanthropin im Jahr 1991 kennen – und war beeindruckt von ihrer Arbeit. Seitdem unterstützt Menschen für Menschen Abebech Gobena und ihre Organisation Agohelma. Mittlerweile arbeiten fast 250 Mitarbeiter in den verschiedensten Initiativen, die von Menschen für Menschen als Hauptgeber ermöglicht werden. Neben dem Kinderheim mit derzeit 34 Waisen unterstützt Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe mangelernährte Kleinkinder mit einem Ernährungsprogramm. Ihre Mütter bekommen regelmäßig proteinreiche Lebensmittel. Pro Jahr erhalten rund 250 arme Frauen eine Berufsbildung.
Daniel Hunn, der damalige Schweizer Botschafter in Äthiopien, war beeindruckt, als er im September 2019 eines der Schlüsselprojekte besuchte. Rund 80 Frauen empfingen den Botschafter und MfM-Geschäftsführer Kelsang Kone in ihrer Lehrküche. In einem halbjährigen Kurs werden sie zu Köchinnen und Hauswirtschafterinnen ausgebildet. «Als Schweizer Botschafter bin ich stolz darauf, dass so viele meiner Landsleute durch Spenden an Menschen für Menschen Ihre wertvollen Anstrengungen unterstützen», sagte Hunn.
Erst zum Jahreswechsel hatte die Bürgermeisterin der Millionenstadt Addis Abeba die Projekte von Abebech Gobena besucht. «Durch ihre humanitären Anstrengungen, arme und bedürftige Kinder zu retten, ist Abebech Gobena ein Leuchtturm der Hoffnung und der Hochherzigkeit, die von der Welt so sehr gebraucht werden», sagte Bürgermeisterin Adanech Abiebie bei ihrem Besuch des Kinderheims, dessen Betrieb von Menschen für Menschen finanziell gesichert wird. «Die Vision von Abebech Gobena wäre keine Realität ohne die Grosszügigkeit von Partnern und Spendern. Im Namen der Bürger von Addis Abeba danke ich allen, die zu diesem Einsatz für die Benachteiligten beitragen.»
Nun ist das eindrucksvolle Leben der Philanthropin erloschen. Vier Wochen, nachdem sie sich mit Covid-19 infiziert hatte, starb Abebech Gobena am Morgen des 4. Juli im Alter von 83 Jahren im St. Pauls Hospital in Addis Abeba. «Ich bin zutiefst traurig», teilte Ministerpräsident Abiy Ahmed über die sozialen Medien mit. Abebech Gobena sei «Äthiopiens Ikone des Mitgefühls». Die «Washington Post» schrieb in ihrem Nachruf: «Durch innovatives Fundraising und mit Hilfe ausländischer Organisationen, darunter Menschen für Menschen aus der Schweiz, baute sie eine gemeinnützige Organisation auf, die Tausenden von Kindern Unterkunft, Verpflegung und Schulbildung bot.»
«Das Licht eines Menschen kann auch nach seinem Tod weiterstrahlen», betont MfM-Geschäftsführer Kelsang Kone. «Karlheinz Böhm sagte: Was man in seinem Leben getan hat, lebt weiter.» Abebech Gobena habe der Gründer von Menschen für Menschen als Seelenverwandte gesehen in ihrem Einsatz für eine bessere Welt. «Menschen für Menschen wird Abebech Gobenas Organisation Agohelma bei ihrem segensreichen Wirken weiter zur Seite stehen und die Ideen unserer Gründerpersönlichkeiten weiterführen.»
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